zaterdag 22 september 2012

Verhouding Christengemeenschap en Antroposofie (duits)

DIE STELLUNG DER KIRCHE
« DIE CHRISTENGEMEINSCHAFT » ZUR
ANTHROPOSOPHISCHEN BEWEGUNG





Rudolf Steiner
Dornach, 30. Dezember 1922, ungekürzt,
siehe u.a. in dem Zyklus: «Das Verhältnis der Sternenwelt zum Menschen und des Menschen zur Sternenwelt - Die geistige Kommunion der Menschheit», Elfter Vortrag, Dornach (s. u.a. GA 219).

« Hier an diesem Orte habe ich es öfter ausgesprochen, wie in älteren Zeiten der Menschheitsentwickelung eine harmonische Einheit umschlossen hat Wissenschaft, Kunst und Religion. Wer auf die eine oder andere Art von dem Wesen älterer Mysterien Kenntnis gewinnen kann, der weiß, dass innerhalb dieser Mysterien das Wissen, die Erkenntnis gesucht worden ist als eine Offenbarung des Geistigen in seiner Bildgestalt auf jene Art, wie man es in älteren Zeiten hat suchen können. Diese Art kann nicht mehr die unsrige sein, aber wir müssen in unserem Zeitalter wiederum bis zur Erkenntnis des geistigen Wesens der Welt vorschreiten.
Allen älteren Weltanschauungen liegt eine bildhafte Erkenntnis des Geistigen zugrunde. Diese Erkenntnis des Geistigen lebte sich aber unmittelbar so aus, dass sie nicht bloß im Worte mitgeteilt wurde, sondern durch diejenigen Mittel, die allmählich zu unseren Kunstmitteln geworden sind: die körperlich-bildhafte Darstellung in den bildenden Künsten, die Darstellung durch Ton und Wort in den musikalischen und redenden Künsten. Aber von dieser zweiten Stufe kam es dann zur dritten Stufe, zu der religiös-kultischen Offenbarung des Wesens der Welt, durch die sich der ganze Mensch zu dem göttlich-geistigen Weltengrunde erhoben fühlte, nicht bloß in einer gedankenmäßigen Art, auch nicht bloß in einer gefühlsmäßigen Art, wie durch die Kunst, sondern so, dass Gedanken und Gefühle und auch der innerste Willensimpuls sich an dieses Göttlich-Geistige hingaben. Und dasjenige, durch welches die äußeren Willenshandlungen des Menschen durchgeistigt werden sollten, waren die Opferhandlungen, die Kultushandlungen. Man fühlte die lebendige Einheit in Wissenschaft, so wie man sie sich damals vorstellte, in Kunst, in Religion.
Das Ideal des gegenwärtigen Geisteslebens muss dahin gehen, wiederum eine Erkenntnis zu gewinnen, welche das verwirklichen kann, was Goethe schon geahnt hat: dass sie sich erhebt zur Kunst - nicht etwa zur symbolischen oder allegorischen Kunst, sondern zur wirklichen Kunst, zum Schaffen und Formen in Tönen, in Worten -, dass sie sich aber auch vertieft zum unmittelbaren religiösen Erleben. Nur wer anthroposophische Geisteswissenschaft so erfasst, dass er in ihr diesen Impuls sieht, erfasst sie eigentlich in ihrem wahren Wesen. Es ist selbstverständlich, dass die Menschheit verschiedene Schritte in ihrer Geistesentwickelung wird machen müssen, um zur Verwirklichung eines solchen Ideales zu kommen. Aber in dem geduldigen Sich-Hingeben an diese Schritte liegt dasjenige, was die anthroposophische Bewegung vorzugsweise betätigen muss.
Nun möchte ich innerhalb dieser hier jetzt zu haltenden anthroposophischen Vorträge von einem besonderen Gesichtspunkte aus gerade über diesen jetzt charakterisierten Impuls der anthroposophischen Bewegung sprechen. Wenn ich meine Ausführungen getan haben werde, werden Sie vielleicht sehen, welches eigentlich die tiefere Veranlassung zu diesen Auseinandersetzungen ist. Und ich mochte im Voraus bemerken, dass heute schon anthroposophische Bewegung längst nicht mehr zusammenfällt mit Anthroposophischer Gesellschaft, aber dass die Anthroposophische Gesellschaft, wenn sie ihr Wesen verwirklichen will, tatsächlich voll tragen muss den Impuls der anthroposophischen Bewegung.
Die anthroposophische Bewegung hat weitere Kreise ergriffen als bloß die Anthroposophische Gesellschaft. Das machte notwendig, dass in der letzten Zeit die Art des Wirkens für die anthroposophische Bewegung eine etwas andere sein musste als in derjenigen Zeit, in welcher im Wesentlichen die anthroposophische Bewegung in der anthroposophischen Gesellschaft beschlossen war. Aber die Anthroposophische Gesellschaft kann nur ihr Wesen erfüllen, wenn sie sich als Kern der anthroposophischen Bewegung fühlt.
Nun muss ich, um nicht bloß theoretisch, sondern real verständlich zu werden, in Bezug auf dasjenige, was ich jetzt gesagt habe, Ihnen einiges von dem mitteilen, was sich mit Bezug auf eine andere Bewegung als die anthroposophische es ist, in der letzten Zeit zugetragen hat, weil, wenn ich das nicht täte, leicht Missverständnisse entstehen könnten. Ich will deshalb heute episodisch erzählen, in welcher Form eine religiös-kultische Bewegung entstanden ist, die mit der anthroposophischen Bewegung allerdings viel zu tun hat, aber nicht mit ihr verwechselt werden sollte: die religiös-kultische Bewegung, welche sich nennt, «Bewegung für religiöse Erneuerung», zur Erneuerung des Christentums. Die Stellung dieser Bewegung zur anthroposophischen Bewegung wird verständlich werden, wenn zunächst zum Behufe der Herstellung dieses Verständnisses von den Formen ausgegangen wird, in denen sich diese Bewegung für religiöse Erneuerung entwickelt hat.
Es ist jetzt eine Zeit lang her, da kamen eine geringe Anzahl begeisterter jüngerer Theologen zu mir, christlicher Theologen, die darinnenstanden, ihr theologisches Studium zu beenden, um ins praktische Seelsorgerwirken überzutreten. Sie kamen zu mir und sagten mir etwa dieses: Derjenige, der heute mit einem wirklich hingebungsvollen christlichen Herzen als Studierender aufnimmt die ihm universitätsmäßig gebotene Theologie, fühlt sich zuletzt, wie wenn er für sein zu erwartendes praktisches Seelsorgerwirken keinen festen Boden unter den Füßen hätte. - Die theologisch-religiöse Bewegung hat allmählich Formen angenommen, die ihr nicht gestatten, dasjenige wirklich hineinzugießen in das Seelsorgerwirken, was lebendig ausgehen muss von dem Mysterium von Golgatha, was lebendig ausgehen muss von dem Bewusstsein, dass durch das Mysterium von Golgatha die Christus-Wesenheit, die vorher in geistigen Welten weilte, sich verbunden hat mit dem menschlichen Erdenleben und im menschlichen Erdenleben weiterwirkt. Man machte mir ungefähr bemerklich, dass in den Seelen derer, die da kamen, die Empfindung lebt, dass eine Erneuerung des ganzen theologischen Impulses und des ganzen religiösen Impulses notwendig sei, wenn das Christentum lebendig erhalten werden soll, wenn das Christentum so erhalten werden soll, dass es auch die wirklich lebendige Kraft für unser ganzes geistiges Leben sein kann. Und es ist klar, dass der religiöse Impuls nur dadurch seine wahre Bedeutung hat, dass er den Menschen in seinem Wesen so tief ergreift, dass er allerdings alles andere, was der Mensch aus seinem Denken, Fühlen und Wollen hervorbringt, durchdringt.
Ich bemerkte zunächst denjenigen, die zu mir kamen, damit ich ihnen helfe in dem, was sie anstrebten und woanders nicht finden konnten als da, wo anthroposophische Geisteswissenschaft heute in die Welt tritt, ich bemerkte zunächst diesen nach einer religiösen Erneuerung suchenden Menschen, dass es notwendig sei, nicht aus irgendeinem Einzelenthusiasmus heraus zu wirken, sondern dass es darauf ankommt, dasjenige, was in weiteren Kreisen ein wenn auch mehr oder weniger unbewusst vorhandenes gleiches Streben ist, gewissermaßen zu sammeln. Ich bemerkte diesen Persönlichkeiten, dass ihr Streben selbstverständlich kein vereinzeltes ist, sondern dass sie vielleicht intensiver als manche andere, aber dennoch nur dasjenige in ihrem Herzen fühlten, was zahlreiche Menschen der Gegenwart fühlen, dass aber, wenn es sich handelt um religiöse Erneuerung, zunächst von der breiten Basis ausgegangen werden muss, innerhalb welcher zu finden sind eine größere Anzahl von Menschen, aus deren Herzen heraus das Streben nach religiöser Erneuerung quillt.
Nach einiger Zeit kamen dann die betreffenden Persönlichkeiten wieder zu mir Sie hatten das als berechtigt durchaus hingenommen, was ich ihnen gesagt habe, und sie bemerkten mir dann, dass sich zu ihnen gesellt hatte bereits eine größere Anzahl jüngerer Theologen, die in der gleichen Lage wären, aus der Unbefriedigtheit des gegenwärtigen theologisch-religiösen Universitatsstrebens heraus in das Pfarramt, das heißt in die praktische Seelsorge überzutreten, und dass Aussicht vorhanden sei, dass der Kreis sich erweitere. Ich sagte: Es ist ganz selbstverständlich, dass es zunächst nicht allein darauf ankommt, dass gewissermaßen eine Anzahl von Predigern und Seelsorgern da sei, und dass nicht nur diejenigen in die religiöse Erneuerung hineingezogen werden sollten, welche zu lehren und die Seelsorge auszuüben haben, sondern vor allen Dingen diejenigen, die mit dem Charakter des reinen hingebungsvollen Bekenners heute zahlreich vorhanden seien; dass man sich bewusst sein müsse, dass zahlreiche Menschen heute in der Welt leben, die - mehr oder weniger dumpf in ihrem Gemüte einen starken religiösen Trieb haben, und zwar einen spezifisch christlich-religiösen Trieb, dass aber dieser christlich religiöse Trieb durch dasjenige, was heute nach der Entwickelung, die eben das Theologisch-Religiöse genommen hat, nicht befriedigt werden kann.
Ich deutete darauf hin, wie es also Bevölkerungskreise gibt, die nicht innerhalb der anthroposophischen Bewegung stehen, die auch zunächst keinen Weg finden aus der Verfassung ihrer Seele, aus der Verfassung ihres Herzens heraus zur anthroposophischen Bewegung hin. Ich bemerkte weiter auch, dass für die anthroposophische Bewegung es zunächst darauf ankomme, klar und deutlich das zu durchschauen, dass wir in einem Zeitalter leben, in dem einfach durch die Entwickelung der Welt eine Summe von geistigen Wahrheiten, Wahrheiten über einen wirklichen geistigen Weltinhalt, von den Menschen, wenn sie Geistesforscher werden, gefunden werden könne - wenn sie Geistesforscher werden wollen; dass jedoch, wenn sie nicht Geistesforscher werden wollen, aber nach der Wahrheit streben, wie sie heute dem Menschen sich erschliessen muss, wenn er sich seiner menschlichen Würde bewusst ist, von solchen Menschen diese von Geistesforschern gefundenen Wahrheiten verstanden werden können mit dem gewöhnlichen gesunden, aber eben wirklich gesunden Menschenverstand. Ich bemerkte, dass die anthroposophische Bewegung darauf beruht, dass derjenige, der den Weg findet zur anthroposophischen Bewegung, zunächst weiß, dass es in der Hauptsache darauf ankommt, dass die heute der Menschheit zugänglichen geistigen Wahrheiten die Herzen und die Seelen ergreifen als Erkenntnisse. Alles dasjenige, worauf es im Wesentlichen ankommt, ist, dass diese Erkenntnisse zunächst in das menschliche Geistesleben eintreten. Es kommt selbstverständlich nicht darauf an, wie derjenige, der innerhalb der anthroposophischen Bewegung steht, etwa in diesem oder jenem Wissenschaftlichen bewandert ist. In der anthroposophischen Bewegung kann man stehen, ohne dass man irgendwie einen wissenschaftlichen Drang oder eine wissenschaftliche Anlage hat, denn, wie gesagt, für den Menschenverstand, der gesund ist, sind die anthroposophischen Wahrheiten, wenn er sich nur durch kein Vorurteil trüben lässt, durchaus verständlich. Und ich bemerkte:
wenn eine genügend große Anzahl von Menschen heute schon aus ihrer Herzens- und Seelenanlage heraus den Weg zur anthroposophischen Bewegung fände, dann würde sich alles dasjenige, was für die religiösen Ziele und religiösen Ideale notwendig ist, mit der anthroposophischen Erkenntnis allmählich auch aus der anthroposophischen Bewegung heraus ergeben.
Aber es gibt sehr zahlreiche Menschen, welche den angedeuteten Drang und Trieb nach einer religiösen Erneuerung haben, namentlich nach einer christlich-religiösen Erneuerung, und die einfach dadurch, dass sie in gewissen Kulturzusammenhängen drinnenstehen, den Weg in die anthroposophische Bewegung nicht finden können. Für diese Menschen ist das heute Notwendige dies, dass auf eine für sie geeignete Weise der Weg in das der heutigen Menschheit gemäße Geistesleben hinein gefunden werde.
Ich bemerkte, dass es dabei ankommt auf Gemeindebilden, dass dasjenige, was erreicht werden soll, von dem Anthroposophischen zunächst allerdings innerhalb der einzelnen Individualität erreicht werden kann, dass aber aus dieser Erkenntnis heraus, die sich auf individuelle Weise ergibt, ganz durch innere Notwendigkeit jenes soziale Wirken, ethisch-religiös soziale Wirken, folgen müsse, welches die Zukunft der Menschheit braucht.
Es kommt also darauf an, denjenigen Menschen etwas zu geben, die zunächst - man muss da die historisch gegebene Notwendigkeit ins Auge fassen - nicht in der Lage sind, unmittelbar den Gang zur anthroposophischen Bewegung anzutreten. Für sie muss durch Gemeindebilden in herzlichem, seelischem und geistigem Zusammenwirken der Geistesweg gesucht werden, welcher heute der menschlichen Entwickelung angemessene ist. So dass dasjenige, was ich damals aus den Notwendigkeiten unserer Menschheitsentwickelung heraus diesen suchenden Persönlichkeiten zu sagen hatte, sich etwa zusammenfassen lässt mit den Worten: Es ist notwendig für die heutige Menschheitsentwickelung, dass die anthroposophische Bewegung immer mehr und mehr wachse, wachse aus ihren Bedingungen heraus, nicht gestört werde in diesem Wachsen aus ihren Bedingungen heraus, die namentlich darinnen bestehen, dass jene geistigen Wahrheiten, die einfach aus der geistigen Welt zu uns wollen, zunächst unmittelbar in die Herzen eindringen, so dass die Menschen durch diese geistigen Wahrheiten erstarken. Dann werden sie den Weg finden, der auf der einen Seite ein künstlerischer, auf der andern Seite ein religiös-ethisch-sozialer sein wird. Diesen Weg geht die anthroposophische Bewegung, seit sie besteht. Für diese anthroposophische Bewegung ist, wenn nur dieser Weg richtig verstanden wird, kein anderer notwendig.
Die Notwendigkeit eines andern Weges ergibt sich für diejenigen Menschen, welche diesen Weg unmittelbar nicht gehen können, welche durch Gemeindebilden, im Zusammenarbeiten innerhalb der Gemeinde, einen andern Weg gehen müssen, der, ich möchte sagen, mit dem anthroposophischen erst später zusammenführt. So dass dadurch die Perspektive eröffnet war für zwei nebeneinander hergehende Bewegungen: Die anthroposophische Bewegung, die dann ihre wirklichen Ziele erreicht, wenn sie dasjenige, was ursprünglich in ihr lag, wirklich auch sinn- und kraftgemäß verfolgt und sich in dieser Verfolgung nicht beirren lässt durch irgendwelche spezielle Arbeitsgebiete, die sich in ihrem Lauf eröffnen müssen. Auch das wissenschaftliche Arbeitsgebiet darf zum Beispiel nicht beeinträchtigen den Impuls der allgemeinen anthroposophischen Bewegung. Wir müssen uns klar sein darüber, dass der anthroposophische Impuls es ist, der die anthroposophische Bewegung ausmacht, und dass, wenn in der neuesten Zeit diese und jene wissenschaftlichen Arbeitsgebiete innerhalb der anthroposophischen Bewegung geschaffen worden sind, durchaus die Notwendigkeit besteht, dass dadurch die Kraft und Energie des allgemein-anthroposophischen Impulses nicht abgeschwächt werde, dass namentlich nicht in einzelne Wissenschaftsgebiete hinein, in die Denk- und Vorstellungsform einzelner Wissenschaftsgebiete hinein der anthroposophische Impuls so gezogen werde, dass von dem heutigen Wissenschaftsbetrieb, der gerade belebt werden sollte durch den anthroposophischen Impuls, wiederum so viel abfärbt, dass die Anthroposophie etwa chemisch wird, wie die Chemie heute ist, physikalisch wird, wie die Physik heute ist, biologisch wird, wie die Biologie heute ist. Das darf durchaus nicht sein. Das würde an den Lebensnerv der anthroposophischen Bewegung gehen. Es handelt sich darum, dass die anthroposophische Bewegung ihre spirituelle Reinheit, aber auch ihre spirituelle Energie bewahre. Dazu muss sie das Wesen der anthroposophischen Spiritualität verkörpern, muss in ihm leben und weben, muss alles dasjenige tun, was aus den geistigen Offenbarungen der Gegenwart heraus auch zum Beispiel in das wissenschaftliche Leben eindringen soll.
Nebenher, so meinte ich dazumal, könne eine solche Bewegung für religiöse Erneuerung gehen, die ganz selbstverständlich für diejenigen, die in die Anthroposophie hinein den Weg finden, keine Bedeutung hat, sondern für diejenigen, die ihn zunächst nicht finden können. Und da diese zahlreich vorhanden sind, ist natürlich eine solche Bewegung nicht nur berechtigt, sondern auch notwendig.
Darauf rechnend also, dass die anthroposophische Bewegung das bleibe, was sie war und was sie sein soll, gab ich, unabhängig von aller anthroposophischen Bewegung, einer Anzahl von Persönlichkeiten, die von sich heraus, nicht von mir aus, für die Bewegung für religiöse Erneuerung wirken wollten, dasjenige, was ich in der Lage war zu geben in Bezug auf den Inhalt desjenigen, was eine künftige Theologie braucht: den Inhalt auch des Kultusmäßigen, das eine solche neue Gemeinschaftsbildung braucht.
Was da gegeben worden ist, ist von mir durchaus so gegeben worden, dass ich als Mensch andern Menschen dasjenige gegeben habe, was ich ihnen aus den Bedingungen der geistigen Erkenntnis der Gegenwart geben konnte. Das, was ich diesen Persönlichkeiten gegeben habe, hat nichts zu tun mit der anthroposophischen Bewegung. Ich habe es ihnen als Privatmann gegeben, und habe es so gegeben, dass mit notwendiger Dezidiertheit betont habe, dass die anthroposophische Bewegung mit dieser Bewegung für religiöse Erneuerung nichts zu tun haben darf; dass aber vor allen Dingen nicht ich der Gründer bin dieser Bewegung für religiöse Erneuerung; dass ich darauf rechne, dass der Welt das durchaus klar gemacht werde, und ich einzelnen Persönlichkeiten, die von sich aus begründen wollten diese Bewegung für religiöse Erneuerung, die notwendigen Ratschlüsse gegeben habe, Ratschlüsse, die allerdings geeignet waren, einen gültigen und spirituell kräftigen, spirituell von Wesenheit erfüllten Kultus auszuüben, in rechtmäßiger Weise mit den Kräften aus geistigen Welt heraus zu zelebrieren. Ich selber habe bei der Erteilung dieser Ratschläge niemals irgendeine Kultushandlung ausgeführt, sondern nur denjenigen, die in diese Kultushandlung hinein wachsen wollten, gezeigt, Schritt für Schritt, wie eine solche Kultushandlung zu geschehen hat. Das war notwendig. Und heute ist es auch notwendig, dass innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft dies richtig verstanden wird.
Die Bewegung ist also begründet worden, unabhängig von mir, unabhängig von der Anthroposophischen Gesellschaft, lediglich auf meine Ratschläge hin. Und derjenige, der den Ausgangspunkt gebildet hat, der sozusagen die erste Urkultushandlung begangen hat innerhalb dieser Bewegung, hat sie zwar nach meiner Anleitung begangen, nicht aber bin ich irgendwie an der Gründung dieser Bewegung beteiligt.Sie ist eine Bewegung, die aus sich selbst heraus entstanden ist, und die Ratschläge von mir bekommen hat aus dem Grunde, weil, wenn jemand berechtigten Rat auf irgendeinem Gebiete fordert, es Menschenpflicht ist, wenn man den Rat erteilen kann, ihn auch wirklich zu erteilen.
So muss im strengsten Sinne des Wortes das verstanden werden, dass sich neben der anthroposophischen Bewegung eine andere Bewegung aus sich selbst heraus, nicht aus der anthroposophischen Bewegung heraus begründet hat, begründet hat aus dem Grunde, weil außerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft zahlreiche Menschen sind, die den Weg in die anthroposophische Bewegung hinein selbst nicht finden, die später mit ihr Zusammenkommen können
Daher muss streng unterschieden werden zwischen dem, was anthroposophische Bewegung ist, dem, was Anthroposophische Gesellschaft auch ist, und demjenigen, was die Bewegung für religiöse Erneuerung ist. Und es ist wichtig, dass man nicht die Anthroposophie für die Begründerin dieser Bewegung für religiöse Erneuerung hält.
Das hat nichts zu tun damit, dass in aller Liebe und auch mit aller Hingabe an diejenigen geistigen Mächte, welche eine solche religiöse Bewegung heute in die Welt hereinsetzen können, die Ratschläge erteilt worden sind, welche diese religiöse Bewegung zu einer wirklichen geistigen Gemeinschaftsbildung in heute der Menschenentwickelung gemäßem Sinne machen. So dass diese Bewegung dann in richtiger Weise entstanden ist, wenn sie betrachtet das, was innerhalb der anthroposophischen Bewegung ist, als dasjenige, was ihr vorlaufend ist, was ihr den sicheren Boden gibt, wenn sie sich anlehnt ihrerseits an die anthroposophische Bewegung, wenn sie Hilfe und Rat sucht bei denjenigen, welche innerhalb der anthroposophischen Bewegung stehen und so weiter. Gerade mit Rücksicht darauf, dass die Gegnerschaft der anthroposophischen Bewegung heute so geartet ist, dass ihr jeder Angriffspunkt recht ist, müssen solche Dinge völlig klar sein. Und ich muss schon sagen, dass eigentlich jeder, der es ehrlich meint mit der anthroposophischen Bewegung, überall so etwas zurückweisen müsste, wenn etwa gesagt würde: In Dornach ist im Goetheanum und durch das Goetheanum die Bewegung für religiöse Erneuerung begründet worden -, wenn geradezu die anthroposophische Bewegung als die Begründerin hingestellt würde. Denn das ist nicht der Fall. Es ist so, wie ich es eben jetzt dargestellt habe. Und so habe ich mir vorstellen müssen gerade aus der Art und Weise, wie ich selber dieser Bewegung für religiöse Erneuerung auf die Beine geholfen habe, dass diese Bewegung bei der anthroposophischen Bewegung ihre Anlehnung sucht, dass sie die anthroposophische Bewegung als ihre Vorläuferin ansieht, dass sie Bekenner sucht außerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft, und dass sie es als einen schweren Fehler ansehen würde, wenn sie etwa mit derjenigen Bestrebung, die gerade notwendig ist außerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft, in die Anthroposophische Gesellschaft hineingreifen würde. Denn die Anthroposophische Gesellschaft wird von denjenigen nicht verstanden, der sich nicht so auffasst, dass er ein Rater und Helfer sein kann dieser religiösen Bewegung, dass er aber nicht unmittelbar in ihr untertauchen kann. Wenn er dieses tut, so arbeitet er an zweierlei: erstens arbeitet er an der Zertrümmerung und Zerschmetterung der Anthroposophischen Gesellschaft, zweitens arbeitet er an der Fruchtlosigkeit der Bewegung für religiöse Erneuerung. Denn innerhalb der Menschheit müssen doch alle diejenigen Bewegungen, welche in berechtigter Weise entstehen, wie in einem organischen Ganzen zusammenwirken. Das muss aber in der richtigen Weise geschehen.
Es ist für den menschlichen Organismus schlechterdings unmöglich, dass das Blutsystem Nervensystem werde und das Nervensystem Blutsystem werde. Die einzelnen Systeme müssen in reinlicher Trennung voneinander im menschlichen Organismus wirken Dann werden sie gerade in der richtigen Weise zusammenwirken. Daher ist es notwendig, dass ohne Rückhalt die Anthroposophische Gesellschaft mit ihrem Inhalte Anthroposophie bleibe, ungeschwächt durch die neuere Bewegung; dass derjenige, der versteht, was anthroposophische Bewegung ist, alles das - nun nicht in irgendeinem überheberischen, hochmütigen, sondern in einem mit den Aufgaben unserer Zeit wirklich rechnenden Sinne -, worauf es ankommt, in die Worte zusammenfasst: Diejenigen, die den Weg einmal in die Anthroposophische Gesellschaft gefunden haben, brauchen keine religiöse Erneuerung. Denn was wäre die Anthroposophische Gesellschaft, wenn sie erst religiöse Erneuerung brauchte !
Aber religiöse Erneuerung wird in der Welt gebraucht, und weil sie gebraucht wird, weil sie eine tiefe Notwendigkeit ist, wurde die Hand zu ihrer Begründung geboten. Richtig werden also die Dinge verlaufen, wenn die Anthroposophische Gesellschaft bleibt, wie sie ist, wenn diejenigen, die sie verstehen wollen, wirklich auch ihr Wesen ergreifen und nicht glauben, dass sie es nötig haben, einer andern Bewegung anzugehören, die ja ihren Inhalt hat, trotzdem es in realem Sinne richtig ist, dass nicht die Anthroposophie begründet hat diese religiöse Erneuerungsbewegung; aber die religiöse Erneuerungsbewegung; die sich selbst begründet hat, hat ihren Inhalt von der Anthroposophie her genommen
Wer also diese Dinge nicht sinngemäß auseinander hält, arbeitet, indem er für den eigentlichen Impuls der anthroposophischen Bewegung lässiger wird, daran, Boden und Rückgrat auch für die religiöse Erneuerungsbewegung wegzuschaffen und die anthroposophische Bewegung zu zertrümmern. Derjenige, der, auf dem Boden der religiösen Erneuerungsbewegung stehend, etwa meint, dass er diese auf die anthroposophische Bewegung ausdehnen müsse, entzieht sich selber den Boden. Denn dasjenige, was Kultusmäßiges ist, muss zuletzt sich auflösen, wenn das Rückgrat der Erkenntnis aufgehoben wird.
Gerade zum Gedeihen der beiden Bewegungen ist es notwendig, dass sie reinlich auseinander gehalten werden. Daher ist es für den Anfang durchaus notwendig - weil diese Dinge in unserer Zeit, wo alles darauf ankommt, dass wir Kraft entwickeln für dasjenige, was wir wollen -, es ist in der ersten Zeit durchaus notwendig, dass strenge darauf gesehen wird, dass die Bewegung für religiöse Erneuerung nach allen Richtungen in Kreisen wirkt, die außerhalb der anthroposophischen Bewegung liegen. Dass sie also weder in Bezug auf die Beschaffung ihrer materiellen Mittel - ich muss schon, damit die Dinge verstanden werden, auch über diese Dinge reden - hineingreift in dasjenige, was die heute ohnedies sehr schwierig laufenden Quellen für die anthroposophische Bewegung sind, ihr also gewissermaßen nicht den materiellen Boden abgräbt, noch dass sie aber auf der andern Seite, weil es ihr nicht gleich gelingt, unter Nichtanthroposophen Bekenner zu finden, nun ihre Proselyten innerhalb der Reihe der Anthroposophen macht. Dadurch wird ein Unmögliches getan, dasjenige getan, was zum Untergang der beiden Bewegungen führen müsste.
Es kommt heute wirklich nicht darauf an, dass wir mit einem gewissen Fanatismus vorgehen, sondern dass wir uns bewusst sind, dass wir das Menschennotwendige nur tun, wenn wir aus der Notwendigkeit der Sache heraus wirken. Dasjenige, was ich jetzt als Konsequenzen sage, war zu gleicher Zeit die Voraussetzung für das Handbieten zur Gründung der Bewegung für religiöse Erneuerung, denn nur unter diesen Bedingungen konnte man die Hand dazu bieten. Wenn diese Voraussetzung nicht gewesen wäre, so wäre durch meine Ratschläge die Bewegung für religiöse Erneuerung niemals entstanden. Daher bitte ich Sie, eben zu verstehen, dass es notwendig ist, dass die Bewegung für religiöse Erneuerung wisse: dass sie bei ihrem Ausgangspunkte stehen bleiben müsse, dass sie versprochen hat, ihre Anhängerschaft außerhalb der Kreise der anthroposophischen Bewegung zu suchen, weil sie dort auf naturgemäße Weise zu finden ist und weil dort gesucht werden muss.
Dasjenige, was ich zu Ihnen gesprochen habe, habe ich nicht aus dem Grunde gesprochen, weil ich etwa besorgt bin, dass der anthroposophischen Bewegung irgendetwas abgegraben werden könnte, ich habe es gewiss nicht gesprochen aus irgendwelchen persönlichen Intentionen heraus, sondern aus der Notwendigkeit der Sache heraus. Mit dieser Notwendigkeit ist auch verbunden, dass verstanden werde, wie allein es möglich ist, in richtiger Weise auf dem einen und auf dem andern Gebiete zu wirken. Es ist schon notwendig, dass für wichtige Dinge klar ausgesprochen wird, um was es sich handelt, denn es besteht gar zu viel Tendenz heute, die Dinge zu verwischen, sie nicht klar zu nehmen. Aber Klarheit ist heute auf allen Gebieten notwendig.
Wenn daher etwa jemand sagen würde: Nun hat der selbst diese Bewegung für religiöse Erneuerung in die Welt gesetzt und spricht jetzt so - ja, meine sehr verehrten Anwesenden und lieben Freunde, es handelt sich darum, dass, wenn ich jemals anders hätte gesprochen über diese Dinge, so hätte ich nicht die Hand geboten zur Begründung dieser Bewegung für religiöse Erneuerung. Sie muss bei ihrem Ausgangspunkt stehen bleiben. Was ich ausspreche, ist selbstverständlich nur ausgesprochen, damit innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft die Dinge richtig verstanden werden, damit nicht etwa, wie es vorgekommen sein soll, gesagt werde: Nun ging es mit der anthroposophischen Bewegung nicht, jetzt wurde die Bewegung für religiöse Erneuerung als das Richtige begründet. - Ich bin zwar überzeugt, dass die ausgezeichneten, hervorragenden Persönlichkeiten, welche die Bewegung für religiöse Erneuerung begründet haben, jeder solchen Legende mit aller Kraft entgegentreten werden, und dass diese hervorragenden, ausgezeichneten Persönlichkeiten es mit aller Kraft ablehnen werden, innerhalb der anthroposophischen Bewegung ihre Proselyten zu machen. Aber es muss das Richtige innerhalb der anthroposophischen Bewegung verstanden werden.
Ich weiß, wie es immer wiederum Einzelne gibt, die solche Auseinandersetzungen, die von Zeit zu Zeit notwendig werden - nicht zur Klage nach der einen oder andern Richtung hin, auch nicht zur Kritik, sondern lediglich zur Darstellung desjenigen, was nun einmal in aller Klarheit erfasst werden sollte -, ich weiß, dass es immer Einzelne gibt, denen das unangenehm ist, wenn man an Stelle der nebulosen Unklarheit die Klarheit setzen will. Aber zum Gedeihen, zur Gesundheit sowohl der anthroposophischen Bewegung wie der Bewegung für religiöse Erneuerung ist das durchaus notwendig. Es kann nicht die Bewegung für religiöse Erneuerung gedeihen, wenn sie irgendwie die anthroposophische Bewegung beeinträchtigen wird.
Das aber müssen insbesondere Anthroposophen ganz gründlich verstehen, damit sie überall da, wo es sich darum handelt, für die Richtigkeit der Sache einzutreten, auch wirklich für diese Richtigkeit der Sache eintreten können. Wenn es sich daher um die Stellung eines Anthroposophen zur religiösen Erneuerung handelt, so kann es nur diese sein, dass er Rater ist, dass er dasjenige gibt, was er geben kann an geistigem Gut, dass er, wenn es sich darum handelt, an den Kultushandlungen sich zu beteiligen, sich immer bewusst bleibt, dass er das tut, um diesen Kultushandlungen auf den Weg zu helfen. Ein geistiger Helfer allein für diese religiöse Erneuerungsbewegung kann derjenige sein, der sich als Anthroposoph versteht.
Aber nach jeder Richtung hin muss diese Bewegung für religiöse Erneuerung von Menschen getragen werden, die noch nicht den Weg in die Anthroposophische Gesellschaft hinein selber finden können durch die besondere Konfiguration und durch die Anlage ihres Geisteslebens.
Also ich hoffe, dass jetzt nicht irgendjemand geht zu irgendjemandem, der aktiv tätig ist in der religiösen Erneuerungsbewegung, und sagt: In Dornach ist gegen sie dies oder jenes gesagt worden. Es ist nichts gegen sie gesagt worden; sie ist in Liebe und in Hingebung an die geistige Welt und in berechtigter Weise aus der geistigen Welt heraus mit Ratschlägen so versorgt worden, dass sie sich selbst begründen konnte. Aber von Anthroposophen muss gewusst werden, dass sie sich selbst aus sich heraus begründet hat, dass sie zwar nicht den Inhalt ihres Kultus, aber die Tatsache ihres Kultus aus eigener Kraft heraus, aus eigener Initiative heraus formiert hat; dass das Wesen der anthroposophischen Bewegung nichts zu tun hat mit der Bewegung für religiöse Erneuerung. Es gibt ganz gewiss keinen Wunsch der so groß sein kann, wie der von mir, dass die Bewegung für religiöse Erneuerung unermesslich gedeihe, aber unter Einhaltung der ursprünglichen Bedingungen. Es dürfen nicht etwa die anthroposophischen Zweige in Gemeinden für religiöse Erneuerung umgestaltet werden, weder in materieller noch in geistiger Beziehung.

Das musste ich heute aus dem Grunde sagen, weil ja da Ratschläge für einen Kultus gegeben werden sollten, dessen Gedeihen in der Gegenwart sehr, sehr von mir gewünscht wird. Damit nicht Missverständnisse entstehen, indem man hinblickt auf diesen so gegebenen Kultus, wenn ich nun überhaupt über die Bedingungen des Kultuslebens in der spirituellen Welt morgen sprechen werde, musste ich dieses heute als Episode einfügen. Es ist eine episodische Betrachtung zum besseren Verständnis desjenigen, was ich morgen in Fortsetzung der gestern gegebenen Auseinandersetzungen zu sagen haben werde. »





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1 opmerking:

cheese curve zei

Er is mij gewezen op het feit, dat bovenstaande tekst erg tijdgebonden is. Het was Steiners reactie op wat zich op dat moment aan het afspelen was. Dus het schept een eenzijdig beeld, ook als het de woorden van Steiner zelf betreffen. Ik geef dan ook een link naar een artikel waarin eea meer genuanceerd weergegeven wordt en vanuit het perspectief van 2012.
auteur Otilia Broekers

Ondergetekende is goed bekend met de christologie van Rudolf Steiner zoals deze in talloze voordrachten en daarmee boeken is neergelegd.
De bekendheid met de Christengemeenschap is echter veel beperkter.

Ondergetekende meende zijn motivatie om bovenstaande tekst onder de aandacht te brengen te ontlenen uit een interpretatie van een uitspraak van Rudolf Steiner, dat antroposofie eigenlijk datgene is, dat Christus tussen zijn opstanding en hemelvaart aan zijn discipelen heeft geleerd. Vanuit deze interpretatie was de mening ontstaan, dat als men zich eenmaal met de antroposofie had uiteengezet, dat er dan een extra zich uiteenzetten met de Christengemeenschap niet meer van node was. Dit dus nog als toevoeging en nuancering van het eerder geplaatste referaat van Steiners voordracht.