donderdag 27 september 2012

Novalis - Geistliche Lieder 1-15



Novalis


Geistliche Lieder I. Was wär ich ohne dich gewesen


Was wär ich ohne dich gewesen?
Was würd ich ohne dich nicht sein?
Zu Furcht und Ängsten auserlesen
Ständ ich in weiter Welt allein.
Nichts wüßt ich sicher, was ich liebte,
Die Zukunft wär ein dunkler Schlund;
Und wenn mein Herz sich tief betrübte,
Wem tät ich meine Sorge kund?

Einsam verzehrt von Lieb und Sehnen,
Erschien mir nächtlich jeder Tag;
Ich folgte nur mit heißen Tränen
Dem wilden Lauf des Lebens nach.
Ich fände Unruh im Getümmel,
Und hoffnungslosen Gram zu Haus.
Wer hielte ohne Freund im Himmel
Wer hielte da auf Erden aus?

Hat Christus sich mir kund gegeben,
Und bin ich seiner erst gewiß,
Wie schnell verzehrt ein lichtes Leben
Die bodenlose Finsternis.
Mit ihm bin ich erst Mensch geworden;
Das Schicksal wird verklärt durch ihn,
Und Indien muß selbst im Norden
Um den Geliebten fröhlich blühn.

Das Leben wird zur Liebesstunde,
Die ganze Welt sprücht Lieb und Lust.
Ein heilend Kraut wächst jeder Wunde,
Und frei und voll klopft jede Brust.
Für alle seine tausend Gaben
Bleib ich sein demutvolles Kind,
Gewiß ihn unter uns zu haben,
Wenn zwei auch nur versammelt sind.

O! geht hinaus auf allen Wegen,
Und holt die Irrenden herein,
Streckt jedem eure Hand entgegen,
Und ladet froh sie zu uns ein.
Der Himmel ist bei uns auf Erden,
Im Glauben schauen wir ihn an;
Die Eines Glaubens mit uns werden,
Auch denen ist er aufgetan.

Ein alter, schwerer Wahn von Sünde
War fest an unser Herz gebannt;
Wir irrten in der Nacht wie Blinde,
Von Reu und Lust zugleich entbrannt.
Ein jedes Werk schien uns Verbrechen,
Der Mensch ein Götterfeind zu sein,
Und schien der Himmel uns zu sprechen,
So sprach er nur von Tod und Pein.

Das Herz, des Lebens reiche Quelle,
Ein böses Wesen wohnte drin;
Und wards in unserm Geiste helle,
So war nur Unruh der Gewinn.
Ein eisern Band hielt an der Erde
Die bebenden Gefangnen fest;
Furcht vor des Todes Richterschwerte
Verschlang der Hoffnung Überrest.

Da kam ein Heiland, ein Befreier,
Ein Menschensohn, voll Lieb und Macht,
Und hat ein allbelebend Feuer
In unserm Innern angefacht.
Nun sahn wir erst den Himmel offen,
Als unser altes Vaterland,
Wir konnten glauben nun und hoffen,
Und fühlten uns mit Gott verwandt.

Seitdem verschwand bei uns die Sünde
Und fröhlich wurde jeder Schritt;
Man gab zum schönsten Angebinde
Den Kindern diesen Glauben mit;
Durch ihn geheiligt zog das Leben
Vorüber, wie ein selger Traum,
Und, ewger Lieb und Lust ergeben,
Bemerkte man den Abschied kaum.

Noch steht in wunderbarem Glanze
Der heilige Geliebte hier,
Gerührt von seinem Dornenkranze
Und seiner Treue weinen wir.
Ein jeder Mensch ist uns willkommen,
Der seine Hand mit uns ergreift,
Und in sein Herz mit aufgenommen,
Zur Frucht des Paradieses reift.



Geistliche Lieder II. Fern im Osten wird es helle


Fern im Osten wird es helle,
Graue Zeiten werden jung;
Aus der lichten Farbenquelle
Einen langen tiefen Trunk!
Alter Sehnsucht heilige Gewährung,
Süße Lieb in göttlicher Verklärung!

Endlich kommt zur Erde nieder
Aller Himmel selges Kind,
Schaffend im Gesang weht wieder
Um die Erde Lebenswind,
Weht zu neuen ewig lichten Flammen
Längst verstiebte Funken hier zusammen.

Überall entspringt aus Grüften
Neues Leben, neues Blut;
Ewgen Frieden uns zu stiften,
Taucht er in die Lebensflut;
Steht mit vollen Händen in der Mitte,
Liebevoll gewärtig jeder Bitte,

Lasse seine milden Blicke
Tief in deine Seele gehn,
Und von seinem ewgen Glücke
Sollst du dich ergriffen sehn.
Alle Herzen, Geister und die Sinnen
Werden einen neuen Tanz beginnen.

Greife dreist nach seinen Händen,
Präge dir sein Antlitz ein,
Mußt dich immer nach ihm wenden,
Blüte nach dem Sonnenschein;
Wirst du nur das ganze Herz ihm zeigen,
Bleibt er wie ein treues Weib dir eigen.

Unser ist sie nun geworden,
Gottheit, die uns oft erschreckt,
Hat im Süden und im Norden
Himmelskeime rasch geweckt,
Und so laßt im vollen Gottes-Garten,
Treu uns jede Knosp und Blüte warten.



Geistliche Lieder III. Wer einsam sitzt in seiner Kammer


Wer einsam sitzt in seiner Kammer,
Und schwere, bittre Tränen weint,
Wem nur gefärbt von Not und Jammer
Die Nachbarschaft umher erscheint;

Wer in das Bild vergangner Zeiten
Wie tief in einen Abgrund sieht,
In welchen ihn von allen Seiten,
Ein süßes Weh hinunter zieht; –

Es ist, als lägen Wunderschätze
Da unten für ihn aufgehäuft,
Nach deren Schloß in wilder Hetze
Mit atemloser Brust er greift.

Die Zukunft liegt in öder Dürre
Entsetzlich lang und bang vor ihm,
Er schweift umher, allein und irre,
Und sucht sich selbst mit Ungestüm.

Ich fall ihm weinend in die Arme:
Auch mir war einst, wie dir, zumut,
Doch ich genas von meinem Harme,
Und weiß nun, wo man ewig ruht.

Dich muß, wie mich, ein Wesen trösten,
Das innig liebte, litt und starb;
Das selbst für die, die ihm am wehsten
Getan, mit tausend Freuden starb.

Er starb, und dennoch alle Tage
Vernimmst du seine Lieb und ihn,
Und kannst getrost in jeder Lage
Ihn zärtlich in die Arme ziehn.

Mit ihm kommt neues Blut und Leben
In dein erstorbenes Gebein;
Und wenn du ihm dein Herz gegeben,
So ist auch seines ewig dein.

Was du verlorst, hat er gefunden;
Du triffst bei ihm, was du geliebt:
Und ewig bleibt mit dir verbunden,
Was seine Hand dir wiedergibt.



Geistliche Lieder IV. Unter tausend frohen Stunden


Unter tausend frohen Stunden,
So im Leben ich gefunden,
Blieb nur eine mir getreu;
Eine wo in tausend Schmerzen
Ich erfuhr in meinem Herzen,
Wer für uns gestorben sei.

Meine Welt war mir zerbrochen,
Wie von einem Wurm gestochen
Welkte Herz und Blüte mir;
Meines Lebens ganze Habe,
Jeder Wunsch lag mir im Grabe,
Und zur Qual war ich noch hier.

Da ich so im stillen krankte,
Ewig weint und weg verlangte,
Und nur blieb vor Angst und Wahn:
Ward mir plötzlich wie von oben
Weg des Grabes Stein geschoben,
Und mein Innres aufgetan.

Wen ich sah, und wen an seiner
Hand erblickte, frage keiner,
Ewig werd ich dies nur sehn;
Und von allen Lebensstunden
Wird nur die, wie meine Wunden,
Ewig heiter, offen stehn.



Geistliche Lieder IX. Ich sag es jedem, daß er lebt


Ich sag es jedem, daß er lebt
Und auferstanden ist,
Daß er in unsrer Mitte schwebt
Und ewig bei uns ist.

Ich sag es jedem, jeder sagt
Es seinen Freunden gleich,
Daß bald an allen Orten tagt
Das neue Himmelreich.

Jetzt scheint die Welt dem neuen Sinn
Erst wie ein Vaterland;
Ein neues Leben nimmt man hin
Entzückt aus seiner Hand.

Hinunter in das tiefe Meer
Versank des Todes Graun,
Und jeder kann nun leicht und hehr
In seine Zukunft schaun.

Der dunkle Weg, den er betrat,
Geht in den Himmel aus,
Und wer nur hört auf seinen Rat,
Kommt auch in Vaters Haus.

Nun weint auch keiner mehr allhie,
Wenn Eins die Augen schließt,
Vom Wiedersehn, spät oder früh,
Wird dieser Schmerz versüßt.

Es kann zu jeder guten Tat
Ein jeder frischer glühn,
Denn herrlich wird ihm diese Saat
In schönern Fluren blühn.

Er lebt, und wird nun bei uns sein,
Wenn alles uns verläßt!
Und so soll dieser Tag uns sein
Ein Weltverjüngungs-Fest.



Geistliche Lieder V. Wenn ich ihn nur habe


Wenn ich ihn nur habe,
Wenn er mein nur ist,
Wenn mein Herz bis hin zum Grabe
Seine Treue nie vergißt:
Weiß ich nichts von Leide,
Fühle nichts, als Andacht, Lieb und Freude.

Wenn ich ihn nur habe,
Laß ich alles gern,
Folg an meinem Wanderstabe
Treu gesinnt nur meinem Herrn;
Lasse still die andern
Breite, lichte, volle Straßen wandern.

Wenn ich ihn nur habe,
Schlaf ich fröhlich ein,
Ewig wird zu süßer Labe
Seines Herzens Flut mir sein,
Die mit sanftem Zwingen
Alles wird erweichen und durchdringen.

Wenn ich ihn nur habe,
Hab ich auch die Welt;
Selig, wie ein Himmelsknabe,
Der der Jungfrau Schleier hält.
Hingesenkt im Schauen
Kann mir vor dem Irdischen nicht grauen.

Wo ich ihn nur habe,
Ist mein Vaterland;
Und es fällt mir jede Gabe,
Wie ein Erbteil in die Hand:
Längst vermißte Brüder
Find ich nun in seinen Jüngern wieder.



Geistliche Lieder VI. Wenn alle untreu werden


Wenn alle untreu werden,
So bleib ich dir doch treu;
Daß Dankbarkeit auf Erden
Nicht ausgestorben sei.
Für mich umfing dich Leiden,
Vergingst für mich in Schmerz;
Drum geb ich dir mit Freuden
Auf ewig dieses Herz.

Oft muß ich bitter weinen,
Daß du gestorben bist,
Und mancher von den Deinen
Dich lebenslang vergißt.
Von Liebe nur durchdrungen
Hast du so viel getan,
Und doch bist du verklungen,
Und keiner denkt daran.

Du stehst voll treuer Liebe
Noch immer jedem bei;
Und wenn dir keiner bliebe,
So bleibst du dennoch treu;
Die treuste Liebe sieget,
Am Ende fühlt man sie,
Weint bitterlich und schmieget
Sich kindlich an dein Knie.

Ich habe dich empfunden,
O! lasse nicht von mir;
Laß innig mich verbunden
Auf ewig sein mit dir.
Einst schauen meine Brüder
Auch wieder himmelwärts,
Und sinken liebend nieder,
Und fallen dir ans Herz.



Geistliche Lieder VII. Wenige wissen


Hymne

Wenige wissen
Das Geheimnis der Liebe,
Fühlen Unersättlichkeit
Und ewigen Durst.
Des Abendmahls
Göttliche Bedeutung
Ist den Irdischen Sinnen Rätsel;
Aber wer jemals
Von heißen, geliebten Lippen
Atem des Lebens sog,
Wem heilige Glut
In zitternde Wellen das Herz schmolz,
Wem das Auge aufging,
Daß er des Himmels
Unergründliche Tiefe maß,
Wird essen von seinem Leibe
Und trinken von seinem Blute
Ewiglich.
Wer hat des irdischen Leibes
Hohen Sinn erraten?
Wer kann sagen,
Daß er das Blut versteht?
Einst ist alles Leib,
Ein Leib,
In himmlischem Blute
Schwimmt das selige Paar. –
O! daß das Weltmeer
Schon errötete,
Und in duftiges Fleisch
Aufquölle der Fels!
Nie endet das süße Mahl,
Nie sättigt die Liebe sich.
Nicht innig, nicht eigen genug
Kann sie haben den Geliebten.
Von immer zärteren Lippen
Verwandelt wird das Genossene
Inniglicher und näher.
Heißere Wollust
Durchbebt die Seele,
Durstiger und hungriger
Wird das Herz:
Und so währet der Liebe Genuß
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Hätten die Nüchternen
Einmal gekostet,
Alles verließen sie,
Und setzten sich zu uns
An den Tisch der Sehnsucht,
Der nie leer wird.
Sie erkannten der Liebe
Unendliche Fülle,
Und priesen die Nahrung
Von Leib und Blut.



Geistliche Lieder VIII. Weinen muß ich, immer weinen


Weinen muß ich, immer weinen:
Möcht er einmal nur erscheinen,
Einmal nur von Ferne mir.
Heilge Wehmut! ewig währen
Meine Schmerzen, meine Zähren;
Gleich erstarren möcht ich hier.

Ewig seh ich ihn nur leiden,
Ewig bittend ihn verscheiden.
O! daß dieses Herz nicht bricht,
Meine Augen sich nicht schließen,
Ganz in Tränen zu zerfließen,
Dieses Glück verdient ich nicht.

Weint denn keiner nicht von allen?
Soll sein Name so verhallen?
Ist die Welt auf einmal tot?
Werd ich nie aus seinen Augen
Wieder Lieb und Leben saugen?
Ist er nun auf ewig tot?

Tot, – was kann, was soll das heißen?
O! so sagt mir doch ihr Weisen,
Sagt mir diese Deutung an.
Er ist stumm, und alle schweigen,
Keiner kann auf Erden zeigen,
Wo mein Herz ihn finden kann.

Nirgend kann ich hier auf Erden
Jemals wieder glücklich werden,
Alles ist ein düstrer Traum.
Ich bin auch mit ihm verschieden,
Läg ich doch mit ihm in Frieden
Schon im unterirdischen Raum.

Du, sein Vater und der meine,
Sammle du doch mein Gebeine
Zu dem seinigen nur bald.
Grün wird bald sein Hügel stehen
Und der Wind darüber wehen,
Und verwesen die Gestalt.

Wenn sie seine Liebe wüßten,
Alle Menschen würden Christen,
Ließen alles andre stehn;
Liebten alle nur den Einen,
Würden alle mit mir weinen
Und in bitterm Weh vergehn.



Geistliche Lieder X. Es gibt so bange Zeiten


Es gibt so bange Zeiten,
Es gibt so trüben Mut,
Wo alles sich von weiten
Gespenstisch zeigen tut.

Es schleichen wilde Schrecken
So ängstlich leise her,
Und tiefe Nächte decken
Die Seele zentnerschwer.

Die sichern Stützen schwanken,
Kein Halt der Zuversicht;
Der Wirbel der Gedanken
Gehorcht dem Willen nicht.

Der Wahnsinn naht und locket
Unwiderstehlich hin.
Der Puls des Lebens stocket,
Und stumpf ist jeder Sinn.

Wer hat das Kreuz erhoben
Zum Schutz für jedes Herz?
Wer wohnt im Himmel droben,
Und hilft in Angst und Schmerz?

Geh zu dem Wunderstamme,
Gib stiller Sehnsucht Raum,
Aus ihm geht eine Flamme
Und zehrt den schweren Traum.

Ein Engel zieht dich wieder
Gerettet auf den Strand,
Und schaust voll Freuden nieder
In das gelobte Land.



Geistliche Lieder XI. Ich weiß nicht, was ich suchen könnte


Ich weiß nicht, was ich suchen könnte,
Wär jenes liebe Wesen mein,
Wenn er mich seine Freude nennte,
Und bei mir wär, als wär ich sein.

So Viele gehn umher und suchen
Mit wild verzerrtem Angesicht,
Sie heißen immer sich die Klugen,
Und kennen diesen Schatz doch nicht.

Der Eine denkt, er hat’s ergriffen,
Und was er hat, ist nichts als Gold;
Der will die ganze Welt umschiffen,
Nichts als ein Name wird sein Sold.

Der läuft nach einem Siegerkranze
Und Der nach einem Lorbeerzweig,
Und so wird von verschiednem Glanze
Getäuscht ein jeder, keiner reich.

Hat er sich euch nicht kund gegeben?
Vergaßt ihr, wer für euch erblich?
Wer uns zu Lieb aus diesem Leben
In bittrer Qual verachtet wich?

Habt ihr von ihm denn nichts gelesen,
Kein armes Wort von ihm gehört?
Wie himmlisch gut er uns gewesen,
Und welches Gut er uns beschert?

Wie er vom Himmel hergekommen,
Der schönsten Mutter hohes Kind?
Welch Wort die Welt von ihm vernommen,
Wie viel durch ihn genesen sind?

Wie er von Liebe nur beweget
Sich ganz uns hingegeben hat,
Und in die Erde sich geleget
Zum Grundstein einer Gottesstadt?

Kann diese Botschaft euch nicht rühren,
Ist so ein Mensch euch nicht genug,
Und öffnet ihr nicht eure Türen
Dem, der den Abgrund zu euch schlug?

Laßt ihr nicht alles willig fahren,
Tut gern auf jeden Wunsch Verzicht,
Wollt euer Herz nur ihm bewahren
Wenn er euch seine Huld verspricht?

Nimm du mich hin, du Held der Liebe!
Du bist mein Leben, meine Welt,
Wenn nichts vom Irdischen mir bliebe,
So weiß ich, wer mich schadlos hält.

Du gibst mir meine Lieben wieder,
Du bleibst in Ewigkeit mir treu,
Anbetend sinkt der Himmel nieder,
Und dennoch wohnest du mir bei.



Geistliche Lieder XII. Wo bleibst du Trost der ganzen Welt


Wo bleibst du Trost der ganzen Welt?
Herberg ist dir schon längst bestellt.
Verlangend sieht ein jedes dich,
Und öffnet deinem Segen sich.

Geuß, Vater, ihn gewaltig aus,
Gib ihn aus deinem Arm heraus:
Nur Unschuld, Lieb und süße Scham
Hielt ihn, daß er nicht längst schon kam.

Treib ihn von dir in unsern Arm,
Daß er von deinem Hauch noch warm;
In schweren Wolken sammle ihn
Und laß ihn so hernieder ziehn.

In kühlen Strömen send ihn her,
In Feuerflammen lodre er,
In Luft und Öl, in Klang und Tau
Durchdring er unsrer Erde Bau.

So wird der heilge Kampf gekämpft,
So wird der Hölle Grimm gedämpft,
Und ewig blühend geht allhier
Das alte Paradies herfür.

Die Erde regt sich, grünt und lebt,
Des Geistes voll ein jedes strebt
Den Heiland lieblich zu empfahn
Und beut die vollen Brüst ihm an.

Der Winter weicht, ein neues Jahr
Steht an der Krippe Hochaltar.
Es ist das erste Jahr der Welt,
Die sich dies Kind erst selbst bestellt.

Die Augen sehn den Heiland wohl,
Und doch sind sie des Heilands voll,
Von Blumen wird sein Haupt geschmückt,
Aus denen er selbst holdselig blickt.

Er ist der Stern, er ist die Sonn,
Er ist des ewgen Lebens Bronn,
Aus Kraut und Stein und Meer und Licht
Schimmert sein kindlich Angesicht.

In allen Dingen sein kindlich Tun.
Seine heiße Liebe wird nimmer ruhn,
Er schmiegt sich seiner unbewußt
Unendlich fest an jede Brust.

Ein Gott für uns, ein Kind für sich
Liebt er uns all herzinniglich,
Wird unsre Speis und unser Trank,
Treusinn ist ihm der liebste Dank.

Das Elend wächst je mehr und mehr,
Ein düstrer Gram bedrückt uns sehr,
Laß, Vater, den Geliebten gehn,
Mit uns wirst du ihn wieder sehn.



Geistliche Lieder XIII. Wenn in bangen trüben Stunden


Wenn in bangen trüben Stunden
Unser Herz beinah verzagt,
Wenn von Krankheit überwunden
Angst in unserm Innern nagt;
Wir der Treugeliebten denken,
Wie sie Gram und Kummer drückt,
Wolken unsern Blick beschränken,
Die kein Hoffnungsstrahl durchblickt:

O! dann neigt sich Gott herüber,
Seine Liebe kommt uns nah,
Sehnen wir uns dann hinüber
Steht sein Engel vor uns da,
Bringt den Kelch des frischen Lebens,
Lispelt Mut und Trost uns zu;
Und wir beten nicht vergebens
Auch für die Geliebten Ruh.



Geistliche Lieder XIV. Wer einmal, Mutter, dich erblickt


Wer einmal, Mutter, dich erblickt,
Wird vom Verderben nie bestrickt,
Trennung von dir muß ihn betrüben,
Ewig wird er dich brünstig lieben
Und deiner Huld Erinnerung
Bleibt fortan seines Geistes höchster Schwung.

Ich mein es herzlich gut mit dir,
Was mir gebracht, siehst du in mir.
Laß, süße Mutter, dich erweichen,
Einmal gib mir ein frohes Zeichen.
Mein ganzes Dasein ruht in dir,
Nur einen Augenblick sei du bei mir.

Oft, wenn ich träumte, sah ich dich
So schön, so herzensinniglich,
Der kleine Gott auf deinen Armen
Wollt des Gespielen sich erbarmen;
Du aber hobst den hehren Blick
Und gingst in tiefe Wolkenpracht zurück;

Was hab ich, Armer, dir getan?
Noch bet ich dich voll Sehnsucht an,
Sind deine heiligen Kapellen
Nicht meines Lebens Ruhestellen?
Gebenedeite Königin
Nimm dieses Herz mit diesem Leben hin.

Du weißt, geliebte Königin,
Wie ich so ganz dein eigen bin.
Hab ich nicht schon seit langen Jahren
Im stillen deine Huld erfahren?
Als ich kaum meiner noch bewußt,
Sog ich schon Milch aus deiner selgen Brust.

Unzähligmal standst du bei mir,
Mit Kindeslust sah ich nach dir,
Dein Kindlein gab mir seine Hände,
Daß es dereinst mich wieder fände;
Du lächeltest voll Zärtlichkeit
Und küßtest mich, o himmelsüße Zeit!

Fern steht nun diese selge Welt,
Gram hat sich längst zu mir gesellt,
Betrübt bin ich umhergegangen,
Hab ich mich denn so schwer vergangen?
Kindlich berühr ich deinen Saum,
Erwecke mich aus diesem schweren Traum.

Darf nur ein Kind dein Antlitz schaun,
Und deinem Beistand fest vertraun,
So löse doch des Alters Binde,
Und mache mich zu deinem Kinde:
Die Kindeslieb und Kindestreu
Wohnt mir von jener goldnen Zeit noch bei.



Geistliche Lieder XV. Ich sehe dich in tausend Bildern


Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
Doch keins von allen kann dich schildern,
Wie meine Seele dich erblickt.

Ich weiß nur, daß der Welt Getümmel
Seitdem mir wie ein Traum verweht,
Und ein unnennbar süßer Himmel
Mir ewig im Gemüte steht.















terug naar inhoudsopgave

Max Reuschle -gedicht- Christus als Herr des Schicksals

Christus spricht als Herr des Schicksals:



Sehet die Erde,
wie sie blutet aus vielen Wunden.
Heilet diese Wunden durch mich,
heilet und heilet
von Erdenwandel zu Erdenwandel
bis zur Erlösung
des Gestirns des Leidens und der Liebe.

Kehret zurück
zu eurem Ursprung:
Zur reinen Menschheitsseele,
die frei ist von allen Schlacken
der Verirrung und des Bösen.
Und ihr werdet die Heilung vollenden
Und die Erde entreissen
Dem Zugriff der Finsternis.

Dies ist das Ziel eurer Verwandlungen,
ihm folget nach
in Treue zu mir
durch alle Gezeiten.

*

Der Herr des Lichtes spricht:

Die Kreuzigung war das Opfer,
ihm folgt die Auferstehung.
Und ihr sollt wissen,
dass auch ihr das Opfer bringen müsst.
Aber euer Opfer ist nicht
die Kreuzigung des Leibes -
sondern die Verwandlung des Geistes,
die einmündet in den Leib
und ihn mitverwandelt -
auf dass der zukünftige Mensch
geboren werde.
Und das ist der Mensch,
der aus dem Worte stammt
und nicht aus dem Fleische.

Das nehmet mit euch,
so ihr dem Kommenden dient,
und im Gegenwärtigen
das Zukünftige bereitet.
13.8.1945

*

Der Auferstandene spricht nach der Höllenfahrt:

Und siehe, da stieg ich hinab
Zur untersten Hölle,
und ich war umgeben
von furchtbaren Ungeheuern.
Auf Stirnen und Nasen
Trugen sie Hörner und Zacken,
und aller Tiere Leiber und Häupter
waren vermengt miteinander:
Stiere und Drachen
Und Löwen und Schlangen,
mit Klauen und Krallen
und Zähnen und Hörnern
und Fauchen und Zischen
waren mit schweren und
mit drohenden Häuptern und Leibern
ineinandergemengt.

Und ich stand mitten unter ihnen
Als der blühende Knabe
Des ewigen Lichtes.
Und sie wagten nicht
mich zu verschlingen -
sie wichen zurück
und über ihrem wilden Gewühl
spannte sich ein Lichtstrahlenbogen.
Und sie wurden unsicher und wankend,
die Ungetüme,
und sie erschlafften
und sanken zusammen.

Doch ihren Leibern entstiegen
Menschen mit Gesichtern
Des Grams und des Grauens,
Erhellt von einem Lächeln der Erlösung.
Und ihre Leiber waren beschmutzt,
ihre Haare verworren,
ihre Gliedmassen verrenkt
und ihre Nägel wie Krallen.
Denn sie waren eins gewesen
Mit den schrecklichen Ungeheuern.
Und nun entstiegen sie
Den erschlafften Leibern
Und sanken anbetend nieder
Vor dem Knaben des ewigen Lichtes.

Und ich stieg wieder hinauf
Zum Tage, und sie folgten mir nach
In langem Zuge.
Und als sie angelangt waren
Auf der Erde im Lichte der Sonne,
da sanken sie wieder in die Knie
und lobpreisten und dankten,
dass sie erlöst waren
aus der Haft und dem Fluch der Ungeheuer.
Und sie wandelten als Verwandelte
Über das Land.

Ich aber verwandelte mich
In die Gestalt des Auferstandenen.
Und als ich über die Felder ging,
war im Korn und in den Bäumen und Blumen
ein Blühen und Spriessen und Reifen
allüberall.

Und nun bin ich vor dir
und deinen Brüdern allen
und ich rufe euch und rufe:
Steigt auch ihr mit eurem
lichtesten Wesen in euch
hinab in die Hölle und sehet
die furchtbaren Tiere
und die Qual der Verdammten -
und reicht ihnen euer Licht,
dass sie sich verwandeln
und aufsteigen aus ihrer Verdammung.

Und dann erhebt euch, ihr alle,
hinauf zu mir, dem Auferstandenen,
dass ich euch empfange und segne
und verwandele für unendliche Gezeiten.
Gründonnerstag,
18.4.1946

Der Christus spricht zu dem Menschen in der Passion:

Siehe, da kam ich zu dir
als Schmerzensmann.
Um das Haupt die Dornenkrone,
auf der Stirne das tropfende Blut.
Und aus allen Wunden
des Leibes und der Glieder
strömte das Blut.
Und ich setzte mich nieder bei dir:
Gemartert, gegeisselt, gehöhnt und gekreuzigt,
als der Schmerzensmann
der Erde und des ganzen Weltalls.

Aber siehe, da verwandelte sich
die Dornenkrone in einen Lichtglanz
und in ein Strahlengeflecht -
und aus allen Wunden
strömte statt des roten Blutes:
Weisses Lichtblut.
Und ich stand vor dir
als der Verklärte
im gewandelten Leibe.

Also verandle auch du das Blut
deiner Wunden und Schmerzen
in Licht.
Und du wirst geheilt sein und gerettet
und auferstehen zu mir,
der dich erwartet.
9.4.1946

Der Herr des Lichtes spricht:

So sie dich verhöhnen -
Lächle über sie und schweige.

So sie dich angreifen -
Sende ihnen entgegen dein Leuchten.

So sie dich niederschlagen -
Steh auf und vergib ihnen.

So sie dich töten
Segne sie aus meinen Gefilden.


Was sie dir auch tun -
Antworte ihnen aus mir.
Und du trägst in deinen Händen
Wie Zweige des Ölbaums:
Den Sieg - -

Meinen Sieg, und das ist:
Die Überwindung der Welt
Aus dem heiligen Geiste.

Sei ruhig - ich bin bei dir.
Sei ruhig - ich tröste dich.
Sei ruhig - du verwandelst
Deine Feinde durch mich:

Und das ist meine Hilfe
Für dich und für die anderen.


Der Herr des Lichtes spricht:

So du gelitten hast um mich
Wirst du verwandelt durch mich.

So du verwandelt bist durch mich
Wirst du eingehen in mich.

So du eingegangen bist in mich
Wirst du auferstehen in mir.

So du auferstanden bist in mir
Wird das Licht der Welt in deiner Seele leuchten.

10.3.1945

Der gute Hirte spricht:

Tu auf deine goldene Pforte,
dass ich eingehe in dich
und den Unfrieden, der in dir ist,
verwandle in eine Wiese des Friedens,
auf der die weissen Lämmen weiden -
die Lämmer der Geduld und der Sanftmut.
Und alle Unrast in dir
wird verwandelt sein
in die stillen Töne der Flöte des Hirten
der ich bin.

Und wenn auch der Aufruhr deines Herzens
stärker ist als stürzende Felsen -
ich wehe hinein in deinen Strahlengrund
und du wirst lächeln aus mir
und überwinden.
14.6.1946



Der Herr des Lichtes spricht:

Nun sind errichtet die Lichtstufen
über der blutenden Erde,
und alle Menschen können
heraufkommen zu mir,
um zu schauen die Herrlichkeit meiner Wiederkehr.
Gepriesen seien alle,
die geholfen haben die Stufen zu errichten -
gepriesen seien alle,
die aus sich die Kraft haben, die Stufen zu betreten -
gepriesen seien alle,
die in sich die Sehnsucht tragen
zu den Stufen zu gelangen und ihr Geheimnis zu ahnen.
Ihr alle aber, die ihr gekommen seid
die Vollendung der Stufen zu sehen -
geht nun wieder hinab zur Erde
und verkündet den Menschen durch euer Leuchten
die Gewissheit meiner Wiederkehr.

22.12.1946 (4. Advent)

Der Herr des Lichtes spricht:

Darum wisse und verkünde,
dass die Zeit zum Aufbruch ist zu mir -
überall: Im Lichte
und in der Finsternis.

Denn vieles regt sich
In der Finsternis,
das meinen Hauch verspürt hat
und zum Lichte drängt -
zu mir.

Weißt du nicht -
wisst ihr es nicht alle,
ihr Gewandelten,
dass auch ihr im Nebel waret
und durch mein Licht und Wort
gerufen wurdet
in die Geistgefilde
der zukünftigen Menschheit?

Brecht auf ihr alle zu mir,
dass ein Strom werde
und ein Meer,
was heute noch Quellen sind
verborgen und einsam.
Denn die zukünftige Erde
Braucht Meere,
die aus mir sind -
und auf diesen Meeren
werdet ihr zu den neuen Küsten fahren.

Der Herr des Lichtes spricht:

Sehet, ich bin bei euch zu jeder Stunde,
und so ihr mich rufet,
komme ich euch zu trösten,
und so ihr meine Hilfe verlanget,
breite ich meine Hände über euch aus
und um euch ist Friede
und in euern Herzen mein Licht.
Darum erkennet und wisset,
dass ich der Herr bin,
der immer euch nahe ist
mit seiner Hilfe und
mit seiner Liebe.
- Ein Hauch, und das Gewölk verweht.
- Ein Hauch, und die Berge wanken.
- Ein Hauch, und der Ansturm des Bösen zerbricht.
-
- Darum freuet euch, dass ich bei euch bin
- mit meiner Hilfe und mit meiner Liebe
- und mit meiner Kraft, die vom Vater ist.

17. 2. 1945







Wolfgang Garvelmann (11-3-2012+)


Schon früh kam er mit dem Werk Rudolf Steiners in Kontakt, dessen Anthroposophie er zeitlebens verbunden blieb.
Während der Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland emigrierte Wolfgang Garvelmann in die Niederlande, wo er sowohl mit dem heilpädagogischen AnsatzBernard Lievegoeds, als auch mit dem anthroposophisch-christosophischen Wirken von Valentin Tomberg vertraut wurde. Dessen anschließende Konversion zur katholischen Kirche vollzog er nicht mit, sondern gründete nach seiner Arztausbildung ein heilpädagogisches Heim in Gaienhofen-Horn am Bodensee, genannt "Haus Höri". In dessen Führung und Leitung war er fast vierzig Jahre zusammen mit seiner Frau Sigrid aktiv, die ausgebildete Heilpädagogin war.
Im Rahmen der ELIAS-Initiativgemeinschaft setzte sich Garvelmann ab 1994 für ein besseres Verständnis des geistigen Testaments von Bernard Lievegoed ein, welcher in seinem letzten Werk "Über die Rettung der Seele" der anthroposophischen Bewegung ein reichhaltiges und vielgestaltiges esoterisches Aufgabenfeld aufgezeigt hatte.
Nachdem er sich aus der unmittelbaren Verantwortung für "Haus Höri" allmählich zurückzuziehen begann, engagierte sich Garvelmann schließlich für das Werk Judith von Halles.
Am 11. März 2012 verstarb Garvelmann an einem Schlaganfall.
bron: wikipedia
In een mailwisseling heeft Wolfgang mij onderstaande tekst en bovenstaand gedicht  toegestuurd. Ik lees nu pas dat hij ook een poos in Nederland gewoond heeft. Daar het past in het kader van antroposofie en apocalypse plaats ik het hier. Het gaat om een gedicht van Max Reuschle (uit 1945-1946), Christus spricht als Herr des Schicksals:


Der Blitz schlägt ein, wo er nicht erwartet wird. Der Geistessturm braust, wo er
will. Unvermittelt braust er in eine Menschenseele - und wir verstehen seine
Wahl oft nicht. - Es gibt einen idealistischen Dichter, ein wenig weltfremd, der
es als Lyriker nur zu einem kleinen Lebenswerk gebracht hat, einigen schmalen
Gedichtbänden, die kaum über seine Heimatstadt hinaus bekannt geworden sind und
inzwischen weitgehend vergessen sind. Sein Dasein fristete er mit dem
ungeliebten Brotberuf eines schwäbischen Archivars zu Stuttgart, dem die
Vorgestzten bedeuteten, er möge sich lieber der Historie und dem Beamtenethik
als der Dichtkunst widmen - und der darum sozusagen nur von Urlaub zu Urlaub
lebte. Seelenfrieden und Schaffenskraft fand er nur "im Bereich der Ölbäume" -
in den Mittelmeerländern, im Lichte einer Sonne, die ihm zum Lebenssymbol der
schöpferischen Gotteskraft wurde - nein eher der Götterkräfte, denn er begegnete
Poseidon in seinen Tempeln in Paestum und Agrigent und ahnte Helios auf seinem
Sonnenwagen über den Himmel fahrend. Dazu war er von schwächlicher Gesundheit,
nach einer Wirbelsäulen-Kriegsverletzung nie ganz ohne Schmerzen und gegen Ende
seines Lebens gefesselt an eine Gipsschale.

Dieser Max Reuschle wurde 1890 in Stuttgart geboren, studierte Architektur und
Naturwissenschaft, um den Geheimnissen der Schönheit und der Kräfte, die "die
Welt im Innersten zusammenhalten" näher zu kommen und musste sich dann doch
enttäuscht über die geist- und sinnlose Leere der universitären Lehre einem
Brotstudium in Germanistik, Geschichte und Philosophie widmen. - Um sich Mut und
eigene Kraft zu bestätigen, ging er als Freiwilliger in den ersten Weltkrieg -
und wurde durch seine Verwundung weit über das erwartete Mass hinaus geprüft.
Aber auch weit über ein erwartbares Mass hinaus wurde er durch seine Frau
gehalten, Frieda Margaretha, aus altem württembergischen Theologengeschlecht,
die ihm zuliebe die Laufbahn einer Konzertpianistin aufgegeben hatte und bis zur
Grenze ihrer physischen und seelischen Belastbarkeit dem so sensiblen und
reizbaren Manne die Lebensituationen geglättet hat. Frieda Margaretha Reuschle
hat nach seinem Tode 1947 eine knappgefasste Biographie ihres Mannes
veröffentlicht: "Wir leben lichte Tore zu bereiten", im Philipp Otto Röhm-Verlag
1949.

Es können in diesem Rahmen die biographischen Daten nur angerissen werden und
und es kann im Hinblick auf Max Reuschles geistig-seelische Entwicklung nur
darauf hingewiesen werden, dass sein beherrschendes Lebensthema die Preisung des
"Lichtes" war, das er in der Sonne erlebte, in klassischen Tempelruinen, in
gothischen Domen und in der Seele mystisch Erleuchteter. Das war die
Voraussetzung, dass endlich der "Herr des Lichtes" sich ihm offenbaren konnte am
vorläufigen Ende eines Entwicklungsweges, der über viele Stufen einer geradezu
"heidnischen" Rauschhaftigkeit und Rauschbedürftigkeit geführt hatte. Noch 1942
provozierte seine Frau eine Ehekrise, indem sie bekannte, dass Christus Gottes
Sohn sei. Der Leidenstod eines Schwächlings passte nicht zu Max Reuschles
heroischen Idealen. Erst später, nachdem er erkennen musste, dass ein anderer
verehrter "Heros" - nämlich Hitler - zum Werkzeug des Bösen geworden war,
korrigiert er sein Vorurteil: "Wenn der Teufel Mensch wird, dann ist es auch
möglich, dass in Christus Gott gekommen ist."

Max Reuschle wurde durch eigene Schauungen zu Christus geführt. Erst allmählich
allerdings wandelt sich ihm der Lichtgott Apollo zu Christus, dem "Herrn des
Lichtes". Am Donnerstag vor Pfingsten 1943 bricht die neue Welt in seiner Seele
auf: Er erlebt den inneren Seelenraum mit Bildhaftigkeit erfüllt und sich selbst
als Handelnden in dieser Bilderwelt. Er beschreibt diese erste Schauung, den
"Gang durch die Höhle", als den antiken Einweihungsweg durch die Unterwelt:
".... plötzlich wird es dunkel, ja völlig Nacht. Ich spüre ein schwarzes
Gewässer, einen schwarz hinströmenden Fluss. Ich weiss, das ist die Unterwelt,
der Hades - der Styx. Ich sehe auch einen schwarzen Nachen und eine schwarze
Fergengestalt... Plötzlich weiss ich, dass ich über dem Strom bin, wie auf einer
Insel... Vor mir thront riesenhaft eine furchterregende Gestalt, ganz in
stumpfer, gelber Farbe, mit zwei Szeptern und einem Antlitz, das unheimlich ist
- ein Mittelding zwischen Menschengesicht und Widderkopf. Ich weiss, das ist der
Totenrichter. Ich gehe in die Knie... Es wird scheinbar nichts gesprochen,
dennoch muss etwas vor sich gehen. Rechts von dem Thronenden sehe ich die
Heerscharen der Gestorbenen, darunter auch das Antlitz meines Vaters und nahe
dabei das Antlitz der Mutter, beide in mittlerem Alter... Ich kann mich nicht
dorthin wenden. Ein Engel erscheint links von dem Totenrichter - ganz in mattem
Grausilber, die Flügel halb geöffnet. An der Seite des Engels, der rechts vor
mir schwebt, gehe ich durch den zweiten Teil des langen Ganges, die Helligkeit
vor Augen, in dem schwarzen Gewand, das vielleicht von einem weissen Streifen
umsäumt ist. Plötzlich fällt das graue Gewand von dem Engel ab. Er ist ganz
weiss. Die Flügel sind lichtgrün mit rosa Tönen. Auch von mir fällt das schwarze
Gewand, ich bin weiss bekleidet. Das Gewand hat antiken Charakter. Ich trete
hinaus ins Freie... ".

Max Reuschles Imaginationen erfüllen sich allmählich mit einer christlichen
Bilderwelt: Er schaut einen sakralen Rundbau, wie aus Licht gefügt: "Über der
Mitte der Kuppel schwebt ruhig die Taube... Plötzlich kommt von links her aus
der Tiefe eine schwarze Lanze, die gegen die Taube gerichtet ist. Schaft und
Spitze der Lanze sind völlig schwarz. Die Lanze trifft die Taube unter ihrem
rechten Flügel, dringt in sie ein, fällt aber sofort wieder zurück und zwar
offenbar auf den Angreifer. Die Taube jedoch bleibt wie unberührt... Aus der
deutlich sichtbaren schmalen Wunde fallen Tropfen herab, etwas wie flüssiges
Licht: Das Lichtblut der Taube, das nun von oben her hindurchdringt durch die
Kuppel des Domes... Unter der Mitte der Kuppel steht auf einem hohen Stufenbau
ein Altar, auf ihm steht eine schmale, mondsichelartige Schale. In diese Schale
tropft das Lichtblut der Taube hinein und füllt sie... Dann erscheint aus der
Höhe die völlig weisse Gestalt des Christus, schwebt langsam herab und tritt
neben den Altar. Er nimmt die Schale und reicht sie, ein wenig sich
herabneigend, den auf den Stufen des Altars niederknienden Menschen... ".

Die weitere Entwicklung dieser Erlebniswelt gestaltete sich so, dass es aus den
Bildern oder auch nach einem Bilde zu tönen begann. Max Reuschle hörte Worte, in
denen der Herr des Lichtes sich selbst auszusprechen schien. Diese Texte sind
von unerhörter Schönheit, und sie sollten nicht der Vergessenheit anheimfallen.
Einige wenige sind 1950 in der Zeitschrift "Christengemeinschaft" erschienen,
weitere in dem Kapitel über Max Reuschle in des Verfassers Buch "Ich bin bei
euch - Christuserfahrung heute" - Verlag Die Pforte 1994. Andere werden nun hier
erstmalig veröffentlicht.
gedicht naar boven verplaatst

Max Reuschle las diese ihm geschenkten Worte mit leiser Stimme vor, sehr
langsam, ohne Affekt, meditativ lauschend. So hatte er sie wohl auch gehört. Um
ihn und um das ganze Haus war eine Paradisesatmosphäre des Friedens - es war
Frühsommer und die Rosen blühten und die Blütenblätter fast aller Blüten
bildeten kleine Doppelwirbel. Man findet solche Bildungen manchmal, aber sicher
nicht so regelmässig wie hier.
So hat er den Christus auch erlebt als den Herren einer neuen Naturwelt:

"Und plötzlich fühle ich, dass eine Helle um mich ist, eine ausstrahlende
Helle,
und ich sehe, dass in dieser Helle unsagbar mild und herrlich ist aller
Helle
Herr, der Christus... Und so sitze ich am Wege und spüre den mild Strahlenden
und sinke hinein in seine Nähe und fühle, wie er hineingeht aus der Nähe in mein
Innen, und ich meine, nun müsste er aus mir strahlen, so wie er mich umstrahlt.
Denn überall spüre ich ihn, ausgebreitet über die ganze Flur und eingeströmt in
alle Dinge, dass er aus allem heraus west und ist, und dass er umwandelt alles,
was er berührt und durchdringt, denn er kommt ja aus der Höhe und aus dem
nährenden Lichte und er kommt aus dem Vater, mit dem er eins ist und der aller
Dinge Kraft ist und aller Schöpfung Urbeginn..."


Wolfgang Garvelmann





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0- Introductie.


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In het tijdschrift Apokalyps Nu! zijn in de loop der tijd een aantal artikelen van de auteur van dit blog geplaatst. Op verzoek van enkele lezers komen deze artikelen nu ook beschikbaar op internet voor een grotere doelgroep.De nieuwste artikelen worden ongeveer een kwartaal na plaatsing in Apokalyps Nu ook op deze website geplaatst. De teksten voldoen niet aan datgene wat men onder journalistieke standaard kan verstaan, maar de auteur hoopt dat de inhoud van de artikelen toch een aanzet kan geven voor eigen studie van de geïnteresseerde lezer. Enige kennis van de grondbeginselen van de antroposofie is naar de mening van de auteur wel bevorderlijk om de teksten te kunnen begrijpen. Daarnaast worden er een aantal andere artikelen geplaatst die qua inhoud wel verwantschap met het thema hebben, maar niet geschikt zijn om in een van de in nederland bestaande tijdschriften gepubliceerd te worden. Men kan zich abonneren op Apokalyps Nu (de papieren versie) via deze link: website Apokalyps Nu! En archief oudere titels bekijken: inhoudsopgave oudere nummers Apokalyps Nu! De auteur staat open voor vragen en reacties n.a.v. de geplaatste teksten. Woorden van Rudolf Steiner. Man kommt durch die Apokalypse zur Anthro­posophie, weil man das Mittel der Anthroposophie braucht, um die Apokalypse zu verstehen, weil man merkt: Johannes hat die Apo­kalypse bekommen aus den Regionen, wo die Anthroposophie war, bevor sie zu den Menschen gekommen ist.

[...] So dass in der Tat für die Christenheit eine beginnende Initiation in der Offenbarung der Apokalypse liegt. Diese Offenbarung ist eine Art von beginnender Initiation, nicht des einzelnen, aber eine beginnende Initiation für die ganze Christenheit; und der einzelne kann sich vorbereiten, so dass er daran teilnehmen kann. (13-9-1924).



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Gedichten Mara Friederich/Goelzer

De volgende gedichten zijn van Mara Friederich (gedurende 2e wereldoorlog) en door Georg Goelzer in boekvorm opgenomen:
Falter und Bluete en Wiedergerufen vom Herrn des Schicksals -Die Samariterin am Brunnen (1)



17-11-1943
Leiden sind die Stufen, die zu den Tueren
des Heiligsten fuehren, zur Segenswelt
gelauterten Menschentums,
und niemand ist ausgeschlossen
vom wahren Sein und Glueck, will er
seinem Schicksalsgang folgen und
wehrt er sich nicht, mitzutragen
Leid und Wehe der anderen, die gleich ihm
Wanderer zu Ewigkeiten sind...


Zu neuem Leben geleite Ich dich und alle, die
sich mir vereinen wollen;denn ohne mich,
die Herzkraft heiligster Liebe, kann kein Mensch
in seine Vollendung eingehen, die das hoechste
und verklaerteste Menschentum ist.
Geist von meinem Geist - das ist mein Wesen
in euch. Pflegt es, und ihr sterbt nicht, erleidet
keinen Tod anders als in der uebergrossen Freude
des Herzens, mich zu schauen
im Scheiden von der Welt eures Erdenleibes.

Ihr gabt euch die Hand - so bleibt euch treu
in mir, der Ich euch geleite von nun an
zu Ewigkeitsgefilden, und meine Sendboten sollen euch
untertan sein, und meine Gesandten werden euch behueten
und fuehren durch alle Schatten hinan
in viele Millionen Weltensphaeren, meine Herrlichkeit
zu schauen und euch ganz im Lichte meiner Liebe
zu verklaeren.

Ich segne dich, mein Sohn! Lasse dir Kummer nicht sein
das Los, dass verdeckt dir nun sind
Worte des Unendlichen! Sie leben und gluehen um euch,
sie werden euch zu den Sternen tragen, die nur
meines Reiches Vorposten sind. Anderes Heiligtum
erschliesst sich um euch, aus Traenen erwachsen euch Fluegel,
und aus Leid gruesst euch die Ewigkeit, die
um euch einst auch Schmerz erlitten.

Seid stille in mir - und hofft
auf mein Kommen zu euch!
Ich gab Satanas die Huelsen nur dieser Welt,
den Inhalt, den wahren, nicht - um
der Menschen willen, dass
vor ihrem Untergang Ich sie bewahren kann.
Lasst fallen, was da fallen soll! Satan hat seine Lust
an seinem Werk, doch bitter betruegt er sich.
Mein Geschoepf habe Ich ihm so entrissen.
Und im Schmerz seiner Ohnmacht
wird der Mensch frei von Ketten, die sonst
in "ewige Verdammnis" ihn schleiften.

Ich will euch wiedersehen, meine Kinder, und darum
muesst ihr eine kleine Zeit
Truebsal tragen. Ich will euch wiedersehen
und eure Traenen trocknen. Ich will
eure Kleider waschen und euch faehig machen,
mit mir das Mahl zu nehmen.
Denn als euer Hochzeiter bin Ich
zu euch gekommen, und unverhuellt sollt ihr schauen mein Angesicht...
Mara...

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1-1-1944
 ...Von Ewigkeit zu Ewigkeit
 führe Ich dich; von einem Sternendasein
 in das andere habe Ich dich so geführt.
 Uferlose Unendlichkeit ist meines Wirkens Reich,
 und wo Ich weile, wütet kein Orkan und
 braust kein Wetter über euch hin anders
 als zu eurem Segen...

 Du warst getreu gefolgt
 meinem weisenden Finger. Abseits
 führte Ich dich; fern von allem Trug
 schaute dein Auge mich
 in allen Wolken,
 die dunkel euer Leben und Eigentum
 zu verschlingen drohten.

 Wolken
 will Ich zerteilen nun,
 zerreißen die Schleier
 der Lüge und Täuschung
 vor dem Antlitz
 all derer, die von mir wissen und
 kundig meines Wesens sind.
 Und das heißt:
 Ich komme
 in den Wolken zu euch...

 Siehe, Ich trete ein in mein Haus
 und will in dir heilig mich wiedererkennen
 - auf dem Grunde deiner Seele -
 als in meinem göttlichen Ebenbild.

 Friede sei mit dir!
von Mara Friederich.


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DAS BILDNIS IMMANUELS

Macht euch kein anderes Bildnis von mir
als das eurer Liebe untereinander!
Nur in dieser Liebe
schaut mein Angesicht - das ist
das rechte Bildnis!

O Menschenherz -
wie bist du voller Kraft, wenn du dich
dem Reiche des Lichtes
zuwendest!
Wie schaut dein Auge dann
den Himmel offen -
und du erkennst dein heiligstes Bildnis,
aus dem du wurdest
und zu dem du werden sollst!
Oeffne dich, Menschenblume!
Sei Bluete,
und befruchte dich gleich ihr
mit dem Samen, der
aus dem goettlichen Lichtschoss bricht!
Fuelle dich mit ihm!
Erhebe dich zu ihm!
Erlebe dich in ihm!
Trenne dich von der Liebe Allgewalt
keine kleinste Sekunde -
dann hast du mich ergriffen
und bist eingegangen in
meine Herrlichkeit!

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Die Adler sind die Koenige der Einsamkeit-
und Einsamkeit verlangt
einen Gefaehrten.
Ohne ihn waere sie eine grosse,
leere Gebaerde, ein Grab bei Lebzeiten-
mit einem Gefaehrten aber
ist sie Groesse und Fuelle des Lebens,
umschliesend, was man aus stolzer Hoehe betrachtet.
Und was man da droben in der einsamen Hoehe
einem gleichartigen Gefaehrten
mitteilt, wird, von ihm bejaht,
von ernstem Wissen zur froehlichen Gewissheit,
und man hat erst die rechte Freude am Leben,
weil es nimmer ein Fuerchten gibt.
Koenige der Einsamkeit
verlangen nach einem Gefaehrten, damit
sie die Groesse und Fuelle
ihres Lebens finden, um ein Einziger
zu werden, eins in der Freude,
im Kampf, in der Entsagung
und der Hoffnung, und immer gleich gross.
Das ist das Glueck: spueren
in der Einsamkeit, dass man
reicher ist als die tobende Welt,
weil man aus sich selber
schoepfen und spenden darf.
MF

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Ich war, ehe du wurdest.
Aus mir bist du geboren, und was du
geworden bist im langen Zeitenwallen,
bist du durch mich geworden, der Ich dich
geleitet und gefuehrt schon durch
endlose Weltenwanderungen.
an meiner Hand erschautest du
Meere und Wuesten, Sterneneilande
und holde Gaerten, lerntest die Wahrheit
von der Tauschung unterscheiden und
den Fuerst der Luege erkennen.

Luzifer - die Schoenheit der Erde entstammt ihm, er streute sie aus auf
meinem Befehl; den Grund zu ihr legte Ich, und er muss meinem Wort und Willen
folgen. Ahriman beherscht die dunkle Seite, das Erdinnere - auch er ist mein Vasall
und geigt den Menschen Leid und legt die Schwere, die Last auf ihre Schultern,
wie es ihm zugewiesen wird. Beide sind eines, Ahriman und Luzifer, wie die
leuchtende Scheibe des Vollmonds und die andere, die ihr nicht seht, die
aber dennoch im geheimen tiefer und anhaltender noch wirkt als das euch
zugewandte helle Mondenantltzt zur Nachtzeit.

Luzifer verlor seine Krone - ihn soll der Mensch erloesen helfen aus sich,
aus seinem Selbst. Denn er bindet euch an die Schoenheit der Welt, bestrickt
euch mit ihrem Liebreiz, umgarnt euer Herz mit tausend Faeden der Selbstliebe und
Eitelkeit, der Flattersucht und der Wuensche nur zu eurem Wohl. Wer ihm Raum
in sich gibt, will sich keinem ganz vertrauen und vertraut doch allzuleicht dem
Schmeichelwort eines gleichen ungetreuen Gesellen. Das ist Luzifers Werk an
euch. Ahriman sucht schuerfend die Quellen des Verlangens nach Ruhm und Ehre, nach  Gut und Besitz in euch freizulegen, das begehrte Ziel festhaltend und zaeh aus
Selbstsucht verfolgend, eifrig sich um Macht und Gewalt muehend, die  Peitsche
schwingend ueber Sklavennacken! Geiz und neid umfaengt die Seele, wird
Ahriman gross und stark in eurer Brust. Grau ist sein Gewand und schwarz der
Schatten, wo er wohnt und in einem Menschen west. Willkuer lenkt ihn, Gehorsam fordert er nur von anderen, Kirchen schaendet er, und das Heiligste tritt er mit
Fuessen, nicht achtend auf hoehere Gesetze, die den Erdenmenschen an den ewigen, an die Hand des Schoepfers binden. Luzifer streut Goldkoerner unter die Menge, und siehe - Scheingold ist es, Trug und Tauschung all der glorreiche Wandel der von ihm Beschenkten! Seiden und Sammel spendet er zu heiligen Feiern und hohen Festen - Flitterpracht um Thron und Altar. Er liebt wehende Fahnen, Weihrauch und Myrrhen, Schellen und Fidel und treibt ein lustig' Spiel mit volk und Kaiser. Goetzendienst liebt er und weiss gar wohl sein Licht leuchten zu lassen in den Herzen, die sich gern
und Leicht von schoener Ausserlichkeit betoeren lassen. Reichtum und Glanz
blendet sie - sie neigen sich und beten ihn an.

Anders Ahriman - er gibt sich arm und schaetzt die Welt nur nach Besitz und
Wert ein. Nicht verehrt er und betet an ausseren Glanz - er will ihn besitzen,
erwerben, was ihm schaetzbar scheint. Er prahlt nicht und lockt die Seelen
anders als seine Gegenseite. Er meidet die Laster, um dem groessten und
schwersten Laster zu verfallen, dem der Nichtliebe zu Gott und Mensch.
Hochmut und Lieblosigkeit sind seine Staerke, Hooart und Eigenliebe die des Luzifer.
Beide wirken gemeinsam an der Menschenseele, und ihre Schoepfung ist das
Chaos in ihr und mithin auch in der Welt.

Sie gilt es zu erloesen, beider Urkraefte in euch freizumachen und zu
helfen, sie zu erheben, dass auch sie dereinst wieder eingehen koennen in den
Frieden dessen, der sie von sich stossen musste, als Luzifer-Ahriman Immanuell
verhoehnte und goettliche Liebe missachtete.


2er Weltkrieg, Mara Friederich.


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Immanuel wurde nun dein Fuehrer -
zur Wahrheit fuehre Ich dich zurueck,
zum Quell des Lichtes und aller Weisheit.
Die Stunde kommt, und du wirst
wissend sein. Deines ganzen Lebens
Pforten tun sich vor dir auf -
bis in allerfernste Vegangenheiten wirst du
schauen, dich selber und die Hand,
die dich durch alle Lebensstufen leitete.
Und auch die Haende derer
wirst du erkennen, die mit dir
von Wandlung zu Wandlung wanderten, bis auch
sie dir Fuehrer und Lehrer wurden
in dunkler Erdennacht.
Alle, die dir einst verbunden waren
und noch sind, ob hier, ob dort, in Gegenwart
oder Zukunft - du wirst sie schauen
und sogleich erkennen.
Und dann schreitest du von Stufe zu Stufe
mit mir und allen Wiedergefundenen
hinan, dich vollendend, die Zurueckgelassenen
segnend, eines mit mir und der Wahrheit,
in immer goettlicher Gefilde, zum
lichtesten Wort, zum Herzen Gottes,
das auch in dir pocht.
Und wahrlich, ein Fest
der ununterbrochenen Freude hebt an,
an dem du dich mir vermaehlst
fuer alle Ewigkeit.

Mara Friederich




                                             Georg Goelzer

Georg Goelzer
Geboren 1940 in Teheran von deutschen Eltern, 1941 in den Kriegswirren Flucht der Familie nach Deutschland, Internierung des Vaters in Australien. Von 1949 bis 1961 in Melbourne. In den folgenden Jahren künstlerische Tätigkeit in der Heilpädagogik, Schweiz; Studien und Forschung, Beiträge für die Wochenschrift Das Goetheanum. 1977 Berufung an das Anthroposophische Studienjahr am Goetheanum, Dornach; dessen Leitung 1980-1999. Ziel der Kursarbeit und der Buchveröffentl­chungen: das Entwickeln einer dynamisch-phänomenologischen Menschen-Welten-Kunde aus dem «Ich Bin», wie es sich in dem Christusereignis des zwanzigsten Jahrhunderts neu erschliesst.


1.) Die Wiederkunft Christi - von Rudolf Steiner "das Wiedererscheinen des Christus in der ätherischen Welt" genannt und in ihrem Beginn für das Jahr 1933 vorausgesagt - ist ein Mysteriengeschehen, das im inneren Entwicklungsschritt des Menschen selbst begründet ist und als ein die gesamte Menschheit betreffendes Ereignis bereits vielfach erlebt und bezeugt wurde. Dass sich dabei auch manches mit dem Anspruch, dazuzugehören, geltend macht, das sich dem tiefer dringenden Blick als eine Irrlicht-Spiegelung der vorliegenden Wirklichkeit erweist, tut dem wahren Geschehen keinen Abbruch, im Gegenteil: Wo immer ein Entwicklungsschritt vollzogen werden soll, müssen Prüfungen die überwindende Kraft aus dem innersten Wesenskern des Menschen herausfordern.


Mara Friederich war es gegeben, in der Zeit von 1934 bis zu ihrem Tod 1961 in ein "Gespräch" mit dem Auferstandenen hineinzuwachsen, in das auch mancher Geistesführer Seiner Welt und viele suchende Seelen einbezogen waren. Indem sie Ihm die anthroposophische Geisteswissenschaft als einen "Fragekelch" entgegentrug, vermochte sie Sein Wirken in ihrem Schicksalskreis so zu erfassen, dass ein reales, zeitenumspannendes Mysteriendrama offenbar wurde, in dem Er als der Herzensmittelpunkt der Schicksalssymphonie wirkt, als der "Herr des Karma", der die Wege aus Schuldverstrickungen heraus zu den künftigen Menscheheitsaufgaben weist.

Von diesem Werk, das voraussichtilich 15-16 umfangreiche Bände umfassen wird  (*2), liegt jetzt ein erster einleitender Band vor, in der Gestaltung und mit einer Einführung und Erläuternden Ergänzungen von Georg Goelzer. Schon in diesem Vorspiel werden verschiedene tiefste Fragen in Bezug auf das Mysterienwesen unserer Zeit berührt, so auch die Frage nach dem Maitrya-Bodhisattva und die nach den zwei Urgefährten, der "gespaltenen Flamme".

*2). Alleen de eerste 2 delen zijn verschenen wegens gezondheidsomstandigheden van de auteur Goelzer.

Het is merkwaardig dat bijna niemand in de antroposcene Goelzer kent., ondanks dat hij vele jaren in Dornach leiding gegeven heeft aan het antroposaophische studiejaar.
Een van zijn leerlingen was Jesaiah Ben Aharon, die een heel hoge dunk van zijn leraar had.
Als de inhoud van de boeken bezien wordt, dan wordt e.e.a. begrijpelijk:

Goelzer is ook geen onverdienstelijk kunstenaar, bovenaan onder de titel een voorbeeld:



de inhoud van de boeken is hogeschool antroposofie en derhalve moeilijk toegankelijk.






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zaterdag 22 september 2012

Verhouding Christengemeenschap en Antroposofie (duits)

DIE STELLUNG DER KIRCHE
« DIE CHRISTENGEMEINSCHAFT » ZUR
ANTHROPOSOPHISCHEN BEWEGUNG





Rudolf Steiner
Dornach, 30. Dezember 1922, ungekürzt,
siehe u.a. in dem Zyklus: «Das Verhältnis der Sternenwelt zum Menschen und des Menschen zur Sternenwelt - Die geistige Kommunion der Menschheit», Elfter Vortrag, Dornach (s. u.a. GA 219).

« Hier an diesem Orte habe ich es öfter ausgesprochen, wie in älteren Zeiten der Menschheitsentwickelung eine harmonische Einheit umschlossen hat Wissenschaft, Kunst und Religion. Wer auf die eine oder andere Art von dem Wesen älterer Mysterien Kenntnis gewinnen kann, der weiß, dass innerhalb dieser Mysterien das Wissen, die Erkenntnis gesucht worden ist als eine Offenbarung des Geistigen in seiner Bildgestalt auf jene Art, wie man es in älteren Zeiten hat suchen können. Diese Art kann nicht mehr die unsrige sein, aber wir müssen in unserem Zeitalter wiederum bis zur Erkenntnis des geistigen Wesens der Welt vorschreiten.
Allen älteren Weltanschauungen liegt eine bildhafte Erkenntnis des Geistigen zugrunde. Diese Erkenntnis des Geistigen lebte sich aber unmittelbar so aus, dass sie nicht bloß im Worte mitgeteilt wurde, sondern durch diejenigen Mittel, die allmählich zu unseren Kunstmitteln geworden sind: die körperlich-bildhafte Darstellung in den bildenden Künsten, die Darstellung durch Ton und Wort in den musikalischen und redenden Künsten. Aber von dieser zweiten Stufe kam es dann zur dritten Stufe, zu der religiös-kultischen Offenbarung des Wesens der Welt, durch die sich der ganze Mensch zu dem göttlich-geistigen Weltengrunde erhoben fühlte, nicht bloß in einer gedankenmäßigen Art, auch nicht bloß in einer gefühlsmäßigen Art, wie durch die Kunst, sondern so, dass Gedanken und Gefühle und auch der innerste Willensimpuls sich an dieses Göttlich-Geistige hingaben. Und dasjenige, durch welches die äußeren Willenshandlungen des Menschen durchgeistigt werden sollten, waren die Opferhandlungen, die Kultushandlungen. Man fühlte die lebendige Einheit in Wissenschaft, so wie man sie sich damals vorstellte, in Kunst, in Religion.
Das Ideal des gegenwärtigen Geisteslebens muss dahin gehen, wiederum eine Erkenntnis zu gewinnen, welche das verwirklichen kann, was Goethe schon geahnt hat: dass sie sich erhebt zur Kunst - nicht etwa zur symbolischen oder allegorischen Kunst, sondern zur wirklichen Kunst, zum Schaffen und Formen in Tönen, in Worten -, dass sie sich aber auch vertieft zum unmittelbaren religiösen Erleben. Nur wer anthroposophische Geisteswissenschaft so erfasst, dass er in ihr diesen Impuls sieht, erfasst sie eigentlich in ihrem wahren Wesen. Es ist selbstverständlich, dass die Menschheit verschiedene Schritte in ihrer Geistesentwickelung wird machen müssen, um zur Verwirklichung eines solchen Ideales zu kommen. Aber in dem geduldigen Sich-Hingeben an diese Schritte liegt dasjenige, was die anthroposophische Bewegung vorzugsweise betätigen muss.
Nun möchte ich innerhalb dieser hier jetzt zu haltenden anthroposophischen Vorträge von einem besonderen Gesichtspunkte aus gerade über diesen jetzt charakterisierten Impuls der anthroposophischen Bewegung sprechen. Wenn ich meine Ausführungen getan haben werde, werden Sie vielleicht sehen, welches eigentlich die tiefere Veranlassung zu diesen Auseinandersetzungen ist. Und ich mochte im Voraus bemerken, dass heute schon anthroposophische Bewegung längst nicht mehr zusammenfällt mit Anthroposophischer Gesellschaft, aber dass die Anthroposophische Gesellschaft, wenn sie ihr Wesen verwirklichen will, tatsächlich voll tragen muss den Impuls der anthroposophischen Bewegung.
Die anthroposophische Bewegung hat weitere Kreise ergriffen als bloß die Anthroposophische Gesellschaft. Das machte notwendig, dass in der letzten Zeit die Art des Wirkens für die anthroposophische Bewegung eine etwas andere sein musste als in derjenigen Zeit, in welcher im Wesentlichen die anthroposophische Bewegung in der anthroposophischen Gesellschaft beschlossen war. Aber die Anthroposophische Gesellschaft kann nur ihr Wesen erfüllen, wenn sie sich als Kern der anthroposophischen Bewegung fühlt.
Nun muss ich, um nicht bloß theoretisch, sondern real verständlich zu werden, in Bezug auf dasjenige, was ich jetzt gesagt habe, Ihnen einiges von dem mitteilen, was sich mit Bezug auf eine andere Bewegung als die anthroposophische es ist, in der letzten Zeit zugetragen hat, weil, wenn ich das nicht täte, leicht Missverständnisse entstehen könnten. Ich will deshalb heute episodisch erzählen, in welcher Form eine religiös-kultische Bewegung entstanden ist, die mit der anthroposophischen Bewegung allerdings viel zu tun hat, aber nicht mit ihr verwechselt werden sollte: die religiös-kultische Bewegung, welche sich nennt, «Bewegung für religiöse Erneuerung», zur Erneuerung des Christentums. Die Stellung dieser Bewegung zur anthroposophischen Bewegung wird verständlich werden, wenn zunächst zum Behufe der Herstellung dieses Verständnisses von den Formen ausgegangen wird, in denen sich diese Bewegung für religiöse Erneuerung entwickelt hat.
Es ist jetzt eine Zeit lang her, da kamen eine geringe Anzahl begeisterter jüngerer Theologen zu mir, christlicher Theologen, die darinnenstanden, ihr theologisches Studium zu beenden, um ins praktische Seelsorgerwirken überzutreten. Sie kamen zu mir und sagten mir etwa dieses: Derjenige, der heute mit einem wirklich hingebungsvollen christlichen Herzen als Studierender aufnimmt die ihm universitätsmäßig gebotene Theologie, fühlt sich zuletzt, wie wenn er für sein zu erwartendes praktisches Seelsorgerwirken keinen festen Boden unter den Füßen hätte. - Die theologisch-religiöse Bewegung hat allmählich Formen angenommen, die ihr nicht gestatten, dasjenige wirklich hineinzugießen in das Seelsorgerwirken, was lebendig ausgehen muss von dem Mysterium von Golgatha, was lebendig ausgehen muss von dem Bewusstsein, dass durch das Mysterium von Golgatha die Christus-Wesenheit, die vorher in geistigen Welten weilte, sich verbunden hat mit dem menschlichen Erdenleben und im menschlichen Erdenleben weiterwirkt. Man machte mir ungefähr bemerklich, dass in den Seelen derer, die da kamen, die Empfindung lebt, dass eine Erneuerung des ganzen theologischen Impulses und des ganzen religiösen Impulses notwendig sei, wenn das Christentum lebendig erhalten werden soll, wenn das Christentum so erhalten werden soll, dass es auch die wirklich lebendige Kraft für unser ganzes geistiges Leben sein kann. Und es ist klar, dass der religiöse Impuls nur dadurch seine wahre Bedeutung hat, dass er den Menschen in seinem Wesen so tief ergreift, dass er allerdings alles andere, was der Mensch aus seinem Denken, Fühlen und Wollen hervorbringt, durchdringt.
Ich bemerkte zunächst denjenigen, die zu mir kamen, damit ich ihnen helfe in dem, was sie anstrebten und woanders nicht finden konnten als da, wo anthroposophische Geisteswissenschaft heute in die Welt tritt, ich bemerkte zunächst diesen nach einer religiösen Erneuerung suchenden Menschen, dass es notwendig sei, nicht aus irgendeinem Einzelenthusiasmus heraus zu wirken, sondern dass es darauf ankommt, dasjenige, was in weiteren Kreisen ein wenn auch mehr oder weniger unbewusst vorhandenes gleiches Streben ist, gewissermaßen zu sammeln. Ich bemerkte diesen Persönlichkeiten, dass ihr Streben selbstverständlich kein vereinzeltes ist, sondern dass sie vielleicht intensiver als manche andere, aber dennoch nur dasjenige in ihrem Herzen fühlten, was zahlreiche Menschen der Gegenwart fühlen, dass aber, wenn es sich handelt um religiöse Erneuerung, zunächst von der breiten Basis ausgegangen werden muss, innerhalb welcher zu finden sind eine größere Anzahl von Menschen, aus deren Herzen heraus das Streben nach religiöser Erneuerung quillt.
Nach einiger Zeit kamen dann die betreffenden Persönlichkeiten wieder zu mir Sie hatten das als berechtigt durchaus hingenommen, was ich ihnen gesagt habe, und sie bemerkten mir dann, dass sich zu ihnen gesellt hatte bereits eine größere Anzahl jüngerer Theologen, die in der gleichen Lage wären, aus der Unbefriedigtheit des gegenwärtigen theologisch-religiösen Universitatsstrebens heraus in das Pfarramt, das heißt in die praktische Seelsorge überzutreten, und dass Aussicht vorhanden sei, dass der Kreis sich erweitere. Ich sagte: Es ist ganz selbstverständlich, dass es zunächst nicht allein darauf ankommt, dass gewissermaßen eine Anzahl von Predigern und Seelsorgern da sei, und dass nicht nur diejenigen in die religiöse Erneuerung hineingezogen werden sollten, welche zu lehren und die Seelsorge auszuüben haben, sondern vor allen Dingen diejenigen, die mit dem Charakter des reinen hingebungsvollen Bekenners heute zahlreich vorhanden seien; dass man sich bewusst sein müsse, dass zahlreiche Menschen heute in der Welt leben, die - mehr oder weniger dumpf in ihrem Gemüte einen starken religiösen Trieb haben, und zwar einen spezifisch christlich-religiösen Trieb, dass aber dieser christlich religiöse Trieb durch dasjenige, was heute nach der Entwickelung, die eben das Theologisch-Religiöse genommen hat, nicht befriedigt werden kann.
Ich deutete darauf hin, wie es also Bevölkerungskreise gibt, die nicht innerhalb der anthroposophischen Bewegung stehen, die auch zunächst keinen Weg finden aus der Verfassung ihrer Seele, aus der Verfassung ihres Herzens heraus zur anthroposophischen Bewegung hin. Ich bemerkte weiter auch, dass für die anthroposophische Bewegung es zunächst darauf ankomme, klar und deutlich das zu durchschauen, dass wir in einem Zeitalter leben, in dem einfach durch die Entwickelung der Welt eine Summe von geistigen Wahrheiten, Wahrheiten über einen wirklichen geistigen Weltinhalt, von den Menschen, wenn sie Geistesforscher werden, gefunden werden könne - wenn sie Geistesforscher werden wollen; dass jedoch, wenn sie nicht Geistesforscher werden wollen, aber nach der Wahrheit streben, wie sie heute dem Menschen sich erschliessen muss, wenn er sich seiner menschlichen Würde bewusst ist, von solchen Menschen diese von Geistesforschern gefundenen Wahrheiten verstanden werden können mit dem gewöhnlichen gesunden, aber eben wirklich gesunden Menschenverstand. Ich bemerkte, dass die anthroposophische Bewegung darauf beruht, dass derjenige, der den Weg findet zur anthroposophischen Bewegung, zunächst weiß, dass es in der Hauptsache darauf ankommt, dass die heute der Menschheit zugänglichen geistigen Wahrheiten die Herzen und die Seelen ergreifen als Erkenntnisse. Alles dasjenige, worauf es im Wesentlichen ankommt, ist, dass diese Erkenntnisse zunächst in das menschliche Geistesleben eintreten. Es kommt selbstverständlich nicht darauf an, wie derjenige, der innerhalb der anthroposophischen Bewegung steht, etwa in diesem oder jenem Wissenschaftlichen bewandert ist. In der anthroposophischen Bewegung kann man stehen, ohne dass man irgendwie einen wissenschaftlichen Drang oder eine wissenschaftliche Anlage hat, denn, wie gesagt, für den Menschenverstand, der gesund ist, sind die anthroposophischen Wahrheiten, wenn er sich nur durch kein Vorurteil trüben lässt, durchaus verständlich. Und ich bemerkte:
wenn eine genügend große Anzahl von Menschen heute schon aus ihrer Herzens- und Seelenanlage heraus den Weg zur anthroposophischen Bewegung fände, dann würde sich alles dasjenige, was für die religiösen Ziele und religiösen Ideale notwendig ist, mit der anthroposophischen Erkenntnis allmählich auch aus der anthroposophischen Bewegung heraus ergeben.
Aber es gibt sehr zahlreiche Menschen, welche den angedeuteten Drang und Trieb nach einer religiösen Erneuerung haben, namentlich nach einer christlich-religiösen Erneuerung, und die einfach dadurch, dass sie in gewissen Kulturzusammenhängen drinnenstehen, den Weg in die anthroposophische Bewegung nicht finden können. Für diese Menschen ist das heute Notwendige dies, dass auf eine für sie geeignete Weise der Weg in das der heutigen Menschheit gemäße Geistesleben hinein gefunden werde.
Ich bemerkte, dass es dabei ankommt auf Gemeindebilden, dass dasjenige, was erreicht werden soll, von dem Anthroposophischen zunächst allerdings innerhalb der einzelnen Individualität erreicht werden kann, dass aber aus dieser Erkenntnis heraus, die sich auf individuelle Weise ergibt, ganz durch innere Notwendigkeit jenes soziale Wirken, ethisch-religiös soziale Wirken, folgen müsse, welches die Zukunft der Menschheit braucht.
Es kommt also darauf an, denjenigen Menschen etwas zu geben, die zunächst - man muss da die historisch gegebene Notwendigkeit ins Auge fassen - nicht in der Lage sind, unmittelbar den Gang zur anthroposophischen Bewegung anzutreten. Für sie muss durch Gemeindebilden in herzlichem, seelischem und geistigem Zusammenwirken der Geistesweg gesucht werden, welcher heute der menschlichen Entwickelung angemessene ist. So dass dasjenige, was ich damals aus den Notwendigkeiten unserer Menschheitsentwickelung heraus diesen suchenden Persönlichkeiten zu sagen hatte, sich etwa zusammenfassen lässt mit den Worten: Es ist notwendig für die heutige Menschheitsentwickelung, dass die anthroposophische Bewegung immer mehr und mehr wachse, wachse aus ihren Bedingungen heraus, nicht gestört werde in diesem Wachsen aus ihren Bedingungen heraus, die namentlich darinnen bestehen, dass jene geistigen Wahrheiten, die einfach aus der geistigen Welt zu uns wollen, zunächst unmittelbar in die Herzen eindringen, so dass die Menschen durch diese geistigen Wahrheiten erstarken. Dann werden sie den Weg finden, der auf der einen Seite ein künstlerischer, auf der andern Seite ein religiös-ethisch-sozialer sein wird. Diesen Weg geht die anthroposophische Bewegung, seit sie besteht. Für diese anthroposophische Bewegung ist, wenn nur dieser Weg richtig verstanden wird, kein anderer notwendig.
Die Notwendigkeit eines andern Weges ergibt sich für diejenigen Menschen, welche diesen Weg unmittelbar nicht gehen können, welche durch Gemeindebilden, im Zusammenarbeiten innerhalb der Gemeinde, einen andern Weg gehen müssen, der, ich möchte sagen, mit dem anthroposophischen erst später zusammenführt. So dass dadurch die Perspektive eröffnet war für zwei nebeneinander hergehende Bewegungen: Die anthroposophische Bewegung, die dann ihre wirklichen Ziele erreicht, wenn sie dasjenige, was ursprünglich in ihr lag, wirklich auch sinn- und kraftgemäß verfolgt und sich in dieser Verfolgung nicht beirren lässt durch irgendwelche spezielle Arbeitsgebiete, die sich in ihrem Lauf eröffnen müssen. Auch das wissenschaftliche Arbeitsgebiet darf zum Beispiel nicht beeinträchtigen den Impuls der allgemeinen anthroposophischen Bewegung. Wir müssen uns klar sein darüber, dass der anthroposophische Impuls es ist, der die anthroposophische Bewegung ausmacht, und dass, wenn in der neuesten Zeit diese und jene wissenschaftlichen Arbeitsgebiete innerhalb der anthroposophischen Bewegung geschaffen worden sind, durchaus die Notwendigkeit besteht, dass dadurch die Kraft und Energie des allgemein-anthroposophischen Impulses nicht abgeschwächt werde, dass namentlich nicht in einzelne Wissenschaftsgebiete hinein, in die Denk- und Vorstellungsform einzelner Wissenschaftsgebiete hinein der anthroposophische Impuls so gezogen werde, dass von dem heutigen Wissenschaftsbetrieb, der gerade belebt werden sollte durch den anthroposophischen Impuls, wiederum so viel abfärbt, dass die Anthroposophie etwa chemisch wird, wie die Chemie heute ist, physikalisch wird, wie die Physik heute ist, biologisch wird, wie die Biologie heute ist. Das darf durchaus nicht sein. Das würde an den Lebensnerv der anthroposophischen Bewegung gehen. Es handelt sich darum, dass die anthroposophische Bewegung ihre spirituelle Reinheit, aber auch ihre spirituelle Energie bewahre. Dazu muss sie das Wesen der anthroposophischen Spiritualität verkörpern, muss in ihm leben und weben, muss alles dasjenige tun, was aus den geistigen Offenbarungen der Gegenwart heraus auch zum Beispiel in das wissenschaftliche Leben eindringen soll.
Nebenher, so meinte ich dazumal, könne eine solche Bewegung für religiöse Erneuerung gehen, die ganz selbstverständlich für diejenigen, die in die Anthroposophie hinein den Weg finden, keine Bedeutung hat, sondern für diejenigen, die ihn zunächst nicht finden können. Und da diese zahlreich vorhanden sind, ist natürlich eine solche Bewegung nicht nur berechtigt, sondern auch notwendig.
Darauf rechnend also, dass die anthroposophische Bewegung das bleibe, was sie war und was sie sein soll, gab ich, unabhängig von aller anthroposophischen Bewegung, einer Anzahl von Persönlichkeiten, die von sich heraus, nicht von mir aus, für die Bewegung für religiöse Erneuerung wirken wollten, dasjenige, was ich in der Lage war zu geben in Bezug auf den Inhalt desjenigen, was eine künftige Theologie braucht: den Inhalt auch des Kultusmäßigen, das eine solche neue Gemeinschaftsbildung braucht.
Was da gegeben worden ist, ist von mir durchaus so gegeben worden, dass ich als Mensch andern Menschen dasjenige gegeben habe, was ich ihnen aus den Bedingungen der geistigen Erkenntnis der Gegenwart geben konnte. Das, was ich diesen Persönlichkeiten gegeben habe, hat nichts zu tun mit der anthroposophischen Bewegung. Ich habe es ihnen als Privatmann gegeben, und habe es so gegeben, dass mit notwendiger Dezidiertheit betont habe, dass die anthroposophische Bewegung mit dieser Bewegung für religiöse Erneuerung nichts zu tun haben darf; dass aber vor allen Dingen nicht ich der Gründer bin dieser Bewegung für religiöse Erneuerung; dass ich darauf rechne, dass der Welt das durchaus klar gemacht werde, und ich einzelnen Persönlichkeiten, die von sich aus begründen wollten diese Bewegung für religiöse Erneuerung, die notwendigen Ratschlüsse gegeben habe, Ratschlüsse, die allerdings geeignet waren, einen gültigen und spirituell kräftigen, spirituell von Wesenheit erfüllten Kultus auszuüben, in rechtmäßiger Weise mit den Kräften aus geistigen Welt heraus zu zelebrieren. Ich selber habe bei der Erteilung dieser Ratschläge niemals irgendeine Kultushandlung ausgeführt, sondern nur denjenigen, die in diese Kultushandlung hinein wachsen wollten, gezeigt, Schritt für Schritt, wie eine solche Kultushandlung zu geschehen hat. Das war notwendig. Und heute ist es auch notwendig, dass innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft dies richtig verstanden wird.
Die Bewegung ist also begründet worden, unabhängig von mir, unabhängig von der Anthroposophischen Gesellschaft, lediglich auf meine Ratschläge hin. Und derjenige, der den Ausgangspunkt gebildet hat, der sozusagen die erste Urkultushandlung begangen hat innerhalb dieser Bewegung, hat sie zwar nach meiner Anleitung begangen, nicht aber bin ich irgendwie an der Gründung dieser Bewegung beteiligt.Sie ist eine Bewegung, die aus sich selbst heraus entstanden ist, und die Ratschläge von mir bekommen hat aus dem Grunde, weil, wenn jemand berechtigten Rat auf irgendeinem Gebiete fordert, es Menschenpflicht ist, wenn man den Rat erteilen kann, ihn auch wirklich zu erteilen.
So muss im strengsten Sinne des Wortes das verstanden werden, dass sich neben der anthroposophischen Bewegung eine andere Bewegung aus sich selbst heraus, nicht aus der anthroposophischen Bewegung heraus begründet hat, begründet hat aus dem Grunde, weil außerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft zahlreiche Menschen sind, die den Weg in die anthroposophische Bewegung hinein selbst nicht finden, die später mit ihr Zusammenkommen können
Daher muss streng unterschieden werden zwischen dem, was anthroposophische Bewegung ist, dem, was Anthroposophische Gesellschaft auch ist, und demjenigen, was die Bewegung für religiöse Erneuerung ist. Und es ist wichtig, dass man nicht die Anthroposophie für die Begründerin dieser Bewegung für religiöse Erneuerung hält.
Das hat nichts zu tun damit, dass in aller Liebe und auch mit aller Hingabe an diejenigen geistigen Mächte, welche eine solche religiöse Bewegung heute in die Welt hereinsetzen können, die Ratschläge erteilt worden sind, welche diese religiöse Bewegung zu einer wirklichen geistigen Gemeinschaftsbildung in heute der Menschenentwickelung gemäßem Sinne machen. So dass diese Bewegung dann in richtiger Weise entstanden ist, wenn sie betrachtet das, was innerhalb der anthroposophischen Bewegung ist, als dasjenige, was ihr vorlaufend ist, was ihr den sicheren Boden gibt, wenn sie sich anlehnt ihrerseits an die anthroposophische Bewegung, wenn sie Hilfe und Rat sucht bei denjenigen, welche innerhalb der anthroposophischen Bewegung stehen und so weiter. Gerade mit Rücksicht darauf, dass die Gegnerschaft der anthroposophischen Bewegung heute so geartet ist, dass ihr jeder Angriffspunkt recht ist, müssen solche Dinge völlig klar sein. Und ich muss schon sagen, dass eigentlich jeder, der es ehrlich meint mit der anthroposophischen Bewegung, überall so etwas zurückweisen müsste, wenn etwa gesagt würde: In Dornach ist im Goetheanum und durch das Goetheanum die Bewegung für religiöse Erneuerung begründet worden -, wenn geradezu die anthroposophische Bewegung als die Begründerin hingestellt würde. Denn das ist nicht der Fall. Es ist so, wie ich es eben jetzt dargestellt habe. Und so habe ich mir vorstellen müssen gerade aus der Art und Weise, wie ich selber dieser Bewegung für religiöse Erneuerung auf die Beine geholfen habe, dass diese Bewegung bei der anthroposophischen Bewegung ihre Anlehnung sucht, dass sie die anthroposophische Bewegung als ihre Vorläuferin ansieht, dass sie Bekenner sucht außerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft, und dass sie es als einen schweren Fehler ansehen würde, wenn sie etwa mit derjenigen Bestrebung, die gerade notwendig ist außerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft, in die Anthroposophische Gesellschaft hineingreifen würde. Denn die Anthroposophische Gesellschaft wird von denjenigen nicht verstanden, der sich nicht so auffasst, dass er ein Rater und Helfer sein kann dieser religiösen Bewegung, dass er aber nicht unmittelbar in ihr untertauchen kann. Wenn er dieses tut, so arbeitet er an zweierlei: erstens arbeitet er an der Zertrümmerung und Zerschmetterung der Anthroposophischen Gesellschaft, zweitens arbeitet er an der Fruchtlosigkeit der Bewegung für religiöse Erneuerung. Denn innerhalb der Menschheit müssen doch alle diejenigen Bewegungen, welche in berechtigter Weise entstehen, wie in einem organischen Ganzen zusammenwirken. Das muss aber in der richtigen Weise geschehen.
Es ist für den menschlichen Organismus schlechterdings unmöglich, dass das Blutsystem Nervensystem werde und das Nervensystem Blutsystem werde. Die einzelnen Systeme müssen in reinlicher Trennung voneinander im menschlichen Organismus wirken Dann werden sie gerade in der richtigen Weise zusammenwirken. Daher ist es notwendig, dass ohne Rückhalt die Anthroposophische Gesellschaft mit ihrem Inhalte Anthroposophie bleibe, ungeschwächt durch die neuere Bewegung; dass derjenige, der versteht, was anthroposophische Bewegung ist, alles das - nun nicht in irgendeinem überheberischen, hochmütigen, sondern in einem mit den Aufgaben unserer Zeit wirklich rechnenden Sinne -, worauf es ankommt, in die Worte zusammenfasst: Diejenigen, die den Weg einmal in die Anthroposophische Gesellschaft gefunden haben, brauchen keine religiöse Erneuerung. Denn was wäre die Anthroposophische Gesellschaft, wenn sie erst religiöse Erneuerung brauchte !
Aber religiöse Erneuerung wird in der Welt gebraucht, und weil sie gebraucht wird, weil sie eine tiefe Notwendigkeit ist, wurde die Hand zu ihrer Begründung geboten. Richtig werden also die Dinge verlaufen, wenn die Anthroposophische Gesellschaft bleibt, wie sie ist, wenn diejenigen, die sie verstehen wollen, wirklich auch ihr Wesen ergreifen und nicht glauben, dass sie es nötig haben, einer andern Bewegung anzugehören, die ja ihren Inhalt hat, trotzdem es in realem Sinne richtig ist, dass nicht die Anthroposophie begründet hat diese religiöse Erneuerungsbewegung; aber die religiöse Erneuerungsbewegung; die sich selbst begründet hat, hat ihren Inhalt von der Anthroposophie her genommen
Wer also diese Dinge nicht sinngemäß auseinander hält, arbeitet, indem er für den eigentlichen Impuls der anthroposophischen Bewegung lässiger wird, daran, Boden und Rückgrat auch für die religiöse Erneuerungsbewegung wegzuschaffen und die anthroposophische Bewegung zu zertrümmern. Derjenige, der, auf dem Boden der religiösen Erneuerungsbewegung stehend, etwa meint, dass er diese auf die anthroposophische Bewegung ausdehnen müsse, entzieht sich selber den Boden. Denn dasjenige, was Kultusmäßiges ist, muss zuletzt sich auflösen, wenn das Rückgrat der Erkenntnis aufgehoben wird.
Gerade zum Gedeihen der beiden Bewegungen ist es notwendig, dass sie reinlich auseinander gehalten werden. Daher ist es für den Anfang durchaus notwendig - weil diese Dinge in unserer Zeit, wo alles darauf ankommt, dass wir Kraft entwickeln für dasjenige, was wir wollen -, es ist in der ersten Zeit durchaus notwendig, dass strenge darauf gesehen wird, dass die Bewegung für religiöse Erneuerung nach allen Richtungen in Kreisen wirkt, die außerhalb der anthroposophischen Bewegung liegen. Dass sie also weder in Bezug auf die Beschaffung ihrer materiellen Mittel - ich muss schon, damit die Dinge verstanden werden, auch über diese Dinge reden - hineingreift in dasjenige, was die heute ohnedies sehr schwierig laufenden Quellen für die anthroposophische Bewegung sind, ihr also gewissermaßen nicht den materiellen Boden abgräbt, noch dass sie aber auf der andern Seite, weil es ihr nicht gleich gelingt, unter Nichtanthroposophen Bekenner zu finden, nun ihre Proselyten innerhalb der Reihe der Anthroposophen macht. Dadurch wird ein Unmögliches getan, dasjenige getan, was zum Untergang der beiden Bewegungen führen müsste.
Es kommt heute wirklich nicht darauf an, dass wir mit einem gewissen Fanatismus vorgehen, sondern dass wir uns bewusst sind, dass wir das Menschennotwendige nur tun, wenn wir aus der Notwendigkeit der Sache heraus wirken. Dasjenige, was ich jetzt als Konsequenzen sage, war zu gleicher Zeit die Voraussetzung für das Handbieten zur Gründung der Bewegung für religiöse Erneuerung, denn nur unter diesen Bedingungen konnte man die Hand dazu bieten. Wenn diese Voraussetzung nicht gewesen wäre, so wäre durch meine Ratschläge die Bewegung für religiöse Erneuerung niemals entstanden. Daher bitte ich Sie, eben zu verstehen, dass es notwendig ist, dass die Bewegung für religiöse Erneuerung wisse: dass sie bei ihrem Ausgangspunkte stehen bleiben müsse, dass sie versprochen hat, ihre Anhängerschaft außerhalb der Kreise der anthroposophischen Bewegung zu suchen, weil sie dort auf naturgemäße Weise zu finden ist und weil dort gesucht werden muss.
Dasjenige, was ich zu Ihnen gesprochen habe, habe ich nicht aus dem Grunde gesprochen, weil ich etwa besorgt bin, dass der anthroposophischen Bewegung irgendetwas abgegraben werden könnte, ich habe es gewiss nicht gesprochen aus irgendwelchen persönlichen Intentionen heraus, sondern aus der Notwendigkeit der Sache heraus. Mit dieser Notwendigkeit ist auch verbunden, dass verstanden werde, wie allein es möglich ist, in richtiger Weise auf dem einen und auf dem andern Gebiete zu wirken. Es ist schon notwendig, dass für wichtige Dinge klar ausgesprochen wird, um was es sich handelt, denn es besteht gar zu viel Tendenz heute, die Dinge zu verwischen, sie nicht klar zu nehmen. Aber Klarheit ist heute auf allen Gebieten notwendig.
Wenn daher etwa jemand sagen würde: Nun hat der selbst diese Bewegung für religiöse Erneuerung in die Welt gesetzt und spricht jetzt so - ja, meine sehr verehrten Anwesenden und lieben Freunde, es handelt sich darum, dass, wenn ich jemals anders hätte gesprochen über diese Dinge, so hätte ich nicht die Hand geboten zur Begründung dieser Bewegung für religiöse Erneuerung. Sie muss bei ihrem Ausgangspunkt stehen bleiben. Was ich ausspreche, ist selbstverständlich nur ausgesprochen, damit innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft die Dinge richtig verstanden werden, damit nicht etwa, wie es vorgekommen sein soll, gesagt werde: Nun ging es mit der anthroposophischen Bewegung nicht, jetzt wurde die Bewegung für religiöse Erneuerung als das Richtige begründet. - Ich bin zwar überzeugt, dass die ausgezeichneten, hervorragenden Persönlichkeiten, welche die Bewegung für religiöse Erneuerung begründet haben, jeder solchen Legende mit aller Kraft entgegentreten werden, und dass diese hervorragenden, ausgezeichneten Persönlichkeiten es mit aller Kraft ablehnen werden, innerhalb der anthroposophischen Bewegung ihre Proselyten zu machen. Aber es muss das Richtige innerhalb der anthroposophischen Bewegung verstanden werden.
Ich weiß, wie es immer wiederum Einzelne gibt, die solche Auseinandersetzungen, die von Zeit zu Zeit notwendig werden - nicht zur Klage nach der einen oder andern Richtung hin, auch nicht zur Kritik, sondern lediglich zur Darstellung desjenigen, was nun einmal in aller Klarheit erfasst werden sollte -, ich weiß, dass es immer Einzelne gibt, denen das unangenehm ist, wenn man an Stelle der nebulosen Unklarheit die Klarheit setzen will. Aber zum Gedeihen, zur Gesundheit sowohl der anthroposophischen Bewegung wie der Bewegung für religiöse Erneuerung ist das durchaus notwendig. Es kann nicht die Bewegung für religiöse Erneuerung gedeihen, wenn sie irgendwie die anthroposophische Bewegung beeinträchtigen wird.
Das aber müssen insbesondere Anthroposophen ganz gründlich verstehen, damit sie überall da, wo es sich darum handelt, für die Richtigkeit der Sache einzutreten, auch wirklich für diese Richtigkeit der Sache eintreten können. Wenn es sich daher um die Stellung eines Anthroposophen zur religiösen Erneuerung handelt, so kann es nur diese sein, dass er Rater ist, dass er dasjenige gibt, was er geben kann an geistigem Gut, dass er, wenn es sich darum handelt, an den Kultushandlungen sich zu beteiligen, sich immer bewusst bleibt, dass er das tut, um diesen Kultushandlungen auf den Weg zu helfen. Ein geistiger Helfer allein für diese religiöse Erneuerungsbewegung kann derjenige sein, der sich als Anthroposoph versteht.
Aber nach jeder Richtung hin muss diese Bewegung für religiöse Erneuerung von Menschen getragen werden, die noch nicht den Weg in die Anthroposophische Gesellschaft hinein selber finden können durch die besondere Konfiguration und durch die Anlage ihres Geisteslebens.
Also ich hoffe, dass jetzt nicht irgendjemand geht zu irgendjemandem, der aktiv tätig ist in der religiösen Erneuerungsbewegung, und sagt: In Dornach ist gegen sie dies oder jenes gesagt worden. Es ist nichts gegen sie gesagt worden; sie ist in Liebe und in Hingebung an die geistige Welt und in berechtigter Weise aus der geistigen Welt heraus mit Ratschlägen so versorgt worden, dass sie sich selbst begründen konnte. Aber von Anthroposophen muss gewusst werden, dass sie sich selbst aus sich heraus begründet hat, dass sie zwar nicht den Inhalt ihres Kultus, aber die Tatsache ihres Kultus aus eigener Kraft heraus, aus eigener Initiative heraus formiert hat; dass das Wesen der anthroposophischen Bewegung nichts zu tun hat mit der Bewegung für religiöse Erneuerung. Es gibt ganz gewiss keinen Wunsch der so groß sein kann, wie der von mir, dass die Bewegung für religiöse Erneuerung unermesslich gedeihe, aber unter Einhaltung der ursprünglichen Bedingungen. Es dürfen nicht etwa die anthroposophischen Zweige in Gemeinden für religiöse Erneuerung umgestaltet werden, weder in materieller noch in geistiger Beziehung.

Das musste ich heute aus dem Grunde sagen, weil ja da Ratschläge für einen Kultus gegeben werden sollten, dessen Gedeihen in der Gegenwart sehr, sehr von mir gewünscht wird. Damit nicht Missverständnisse entstehen, indem man hinblickt auf diesen so gegebenen Kultus, wenn ich nun überhaupt über die Bedingungen des Kultuslebens in der spirituellen Welt morgen sprechen werde, musste ich dieses heute als Episode einfügen. Es ist eine episodische Betrachtung zum besseren Verständnis desjenigen, was ich morgen in Fortsetzung der gestern gegebenen Auseinandersetzungen zu sagen haben werde. »





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